dirarx
2005-04-13 23:28:57 UTC
Das Existenz Allahs
Der Beweis für die Richtigkeit des Daseins von Allah wird auf zwei
Wegen durchgeführt:
- Vernunftsbeweis ohne Berücksichtigung des Qur´an und der
Prophetenschaft
- Quellenbeweis durch Analyse des Offenbarungsphänomens und der
Quellen
1. Vernunftsbeweis des Daseins von Allah
Bei der vernunftgemäßen Beweisführung für das Dasein Allahs gehen wir
zunächst von einer Ausgangs-Antithese und den aus ihr abgeleiteten
Folge-Thesen aus.
Das Ergebnis der Beweisführung dieser Thesen wird zur Bestätigung des
Daseins von Allah führen.
Anti-These: Allah existiert nicht.
Ausgehend von dieser Anti-These ergeben sich als Erklärungsmöglichkeit
für die Existenz des Kosmos (d. h. für die Entstehung des Lebens und
der Gesamtheit alles Seienden) zwei Folge-Thesen:
- Die Existenz des Kosmos hat keinen Beginn.
- Die Existenz des Kosmos hat einen Beginn.
These 1: Die Existenz des Kosmos hat keinen Beginn.
Vor der Behandlung dieser Erklärungsmöglichkeit für die Existenz des
Kosmos müssen zum besseren Verständnis zunächst die Seinsarten
eingeführt und definiert werden.
Die Vernunft unterscheidet drei Arten des Seins:
- Notwendiges Sein
- Unmögliches Sein
- Kontingentes Sein
Notwendiges Sein
Darunter wird jedes Sein beschrieben, dessen Nicht-Existenz die
Vernunft kategorisch ausschließt.
Das notwendige Sein wird nochmals unterteilt in:
a. das unbedingt notwendige Sein, d. h. das aus sich selbst seiende
Sein, das keiner Wirkursache für seine Existenz bedarf. Dies ist die
Existenz Des Schöpfers.
b. das bedingt notwendige Sein, d. h. das nicht aus sich selbst
seiende Sein, das einer äußeren Wirkursache für seine Existenz bedarf,
z. B. die Notwendigkeit der Inanspruchnahme eines Raumbereichs für
jeden Körper im Daseins-Zustand der Existenz.
Unmögliches Sein
Darunter wird jedes Sein beschrieben, dessen Existenz die Vernunft
kategorisch ausschließt, z.B. die Unmöglichkeit der
Nicht-Inanspruchnahme eines Raumbereichs für einen Körper im
Daseins-Zustand der Existenz.
Kontingentes bzw. Mögliches Sein
Darunter wird jedes Sein beschrieben, dessen Existenz oder
Nicht-Existenz die Vernunft annehmen kann, z.B. die Möglichkeit der
Existenz oder Nicht-Existenz eines Seienden (Mensch, Tier, ...).
Nach der Definition der Seinsarten fallt der Kosmos in die Kategorie
des kontingenten Seins, weil man seine Nicht-Existenz vor und nach
seiner gegenwärtigen Existenz annehmen kann, ohne dabei in einen
widervernünftigen Widerspruch zu geraten.
Widerlegung der These:
Die Zusammengesetztheit und die ständig stattfindenden Veränderungen
des Kosmos beweisen seine Zugehörigkeit zur Kategorie der "nicht aus
sich selbst Seienden" und schließen damit die Zugehörigkeit zur
Kategorie der "aus sich selbst Seienden", bzw. die Kategorisierung als
"unbedingt notwendiges Sein" per definitionem implizit aus.
Die These, der Kosmos habe sich vor seinem jetzigen Daseins-Zustand
der Existenz niemals im Daseins-Zustand der Nicht-Existenz befunden
bzw. es habe niemals eine Veränderung des Daseins-Zustandes gegeben,
stellt einen Widerspruch zu den o. a. Definitionen dar,
- weil nur das "unbedingt notwendige Sein'" aus sich selbst seiend und
ohne Beginn bzw. ohne Ende ist und
- weil der Kosmos nicht zur Kategorie der "aus sich selbst Seienden"
gezählt werden kann.
Weiterhin muss die Annahme der Möglichkeit einer unendlichen
Zurückverfolgung der Ursache des kontingenten Seienden bzw. das
Zurückführen der Existenz von kontingenten bzw. möglichem Sein bis in
die Unendlichkeit auf ein jeweils vorhergehendes kontingentes bzw.
mögliches Sein ohne Annahme einer ersten Wirkursache als
widervernünftig zurückgewiesen werden. Denn diese Annahme impliziert,
dass alle angenommenen Vorgänger nicht aus sich selbst seiend sind, d.
h. sie sind verursacht durch Verursacher.
Nach den Regeln der Logik und der Vernunft können diese Vorgänger als
Verursachte nicht den ersten Anfang darstellen. Daraus folgt, dass es
axiomatisch ein erstes "Notwendiges Sein" geben muss, welches absolut
aus sich selbst seiend ist, d. h. es muss eine erste Wirkursache
geben, die eine erste Existenz des Kosmos hervorgebracht hat, welcher
erst danach als Verursacher bzw. als erster Vorgänger der folgenden
Kontingenten Seienden angenommen werden kann.
Weiterhin muss die Annahme "die Existenz des Kosmos beruhe auf fort
laufenden Veränderungen ohne erste Wirkursache" als widervernünftig
zurückgewiesen werden. Denn die Behauptung, die Existenz des Kosmos
lasse sich erklären durch Veränderung der Materie und des Raumes (sog.
Urknall) und die darauffolgende Ausdehnung der Materie im Raum, setzt
apriori die Existenz von Materie und Raum voraus, ohne jedoch deren
Herkunft zu erklären.
Ebenso fehlt die Erklärung der Ursache für den Urknall und weiterhin
fehlt die Erklärung für die Ursache der Dimension Zeit.
Diese Art der Beweisführung (Erklärung der Herkunft der Schöpfung bzw.
der Materie durch die als existent angenommene Schöpfung bzw. Materie)
ist eine versteckte Form des unzulässigen Zirkelbeweises (Circulus
vitiosus).
These 2: Die Existenz des Kosmos hat einen Beginn.
Die These, der Kosmos habe sich vor seinem jetzigen Daseins-Zustand
der Existenz in einem anderen Daseins-Zustand der Nicht-Existenz
befunden mit gleichzeitiger Negierung einer äußeren Wirkursache, d. h.
mit gleichzeitiger Annahme des Nicht-Daseins eines Schöpfers,
widerspricht der Vernunft, weil die Annahme der Möglichkeit der
Veränderung eines Daseins-Zustandes ohne äußere Wirkursache
vernunftmäßig ausgeschlossen ist. Nach den Regeln der Logik und der
Vernunft muss jedes Sein seinen Daseins-Zustand unverändert
beibehalten, wenn es nicht durch einen Veränderer verändert wird und
durch ihn in einen neuen Daseins-Zustand versetzt wird.
Beispiele:
- Eine Waage, die sich im stabilen Gleichgewicht befindet, wird diesen
Zustand nach den Regeln der Vernunft (vergleiche physikalische
Gesetze) so lange beibehalten, bis eine äußere Wirkursache eine
Veränderung herbeiführt.
- Ein Körper, der sich im Weltall bewegt, wird die einmal
eingeschlagene Richtung und die Anfangsgeschwindigkeit solange
konstant beibehalten, bis eine äußere Wirkursache eine Veränderung
herbeiführt (vergleiche Massenträgheitsgesetz).
Eine Veränderung ohne äußeren Einfluss, d. h. ohne Wirkursache, ist
bei beiden Beispielen undenkbar.
Zusammenfassung der Vernunftsbeweise von Allahs Dasein
Die Beweisführung durch Verifizierung bzw. Falsifizierung der
aufgestellten Thesen führt mit Gewissheit zu der Feststellung, dass
- es ohne Wirkursache keine erste Existenz und keine ersten Seienden
geben kann,
- es einen zeitlichen Beginn für den Kosmos geben muss,
- der Kosmos nicht die Wirkursache seines Selbst, seiner eigenen
Existenz, sein kann.
Diese drei durch die Vernunft gewonnenen Erkenntnisse führen uns
unweigerlich zu einer weiteren Wahrheit, nämlich, dass die Existenz
einer vom Kosmos unabhängigen und verschiedenen Wirkursache angenommen
werden muss, die unveränderlich und unbedingt durch sich selbst
seiend, auf sich selbst ruhend, sich selbst genügend und keines Seins
außer ihrer selbst bedürfend ist.
Diese Erkenntnis bestätigt zweifelsfrei das Dasein von Allah. Der
weitere Vernunftsbeweis für das Dasein von Allah kann durch den
teleologischen Beweis erbracht werden.
2. Teleologischer Beweis des Daseins von Allah
Telos (griech.: Ziel, Zweck) bedeutet in etwa Endzweck, höchstes Ziel.
Teleologie ist die Lehre von der Zielgerichtetheit jeder Entwicklung.
Sie bezeichnet philosophische Lehren, deren Grund-These lautet, dass
alle Geschehnisse -sowohl Naturereignisse als auch der Verlauf der
Geschichte und menschliches Handeln -auf ein bestimmtes, positiv zu
bewertendes Ziel (Telos) gerichtet sind. Dieses Ziel kann als
Zweckursache (Causa) verstanden, alle Handlungen, Bewegungen und
Entwicklungen in der Welt erklären und ihnen gleichzeitig auch einen
Sinn geben, da alles zur Realisierung dieses Ziels beiträgt.
Grundlage der teleologischen Beweisführung für die Existenz Allahs in
der Islamologie ist die vernunftgemäße Erkenntnis der
Zielgerichtetheit allen Seins. Wir erkennen,
- dass eine nicht zu leugnende Zweckmäßigkeit in der Natur besteht,
die rein mechanistisch unerklärbar erscheint.
Diese der Natur zugrunde liegende Ordnungsstruktur und deren
Gesetzmäßigkeit versuchen z. B. die Naturwissenschaften allmählich zu
entdecken, ohne jedoch grundlegend weiterzukommen.
- dass alle Naturerscheinungen, wenn überhaupt, nur kausal zu
verstehen sind.
Denn wären nicht alle Vorgänge in der Welt verursacht und gesetzmäßig
determiniert, wäre es uns nicht möglich, sie zu verstehen, d. h.,
kausal zu deuten und zu untersuchen (nach dem Denkschema
Ursache-Wirkung), da wir nur das verstehen, dessen Ursachen wir
kennen.
- dass der Kosmos bzw. die Materie seine/ihre eigene Zweckursache
nicht beabsichtigt haben kann und die kosmische Ordnungsstruktur nicht
hervorgebracht haben kann.
- dass die kosmische Ordnungsstruktur und somit alle
Existenzbedingungen nicht durch Zufall entstanden sein können.
Nach den mathematischen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit ist der Zufall
in dieser Größenordnung nur bei den ganz einfachen Strukturen möglich,
nicht aber bei den komplexen bzw. sehr komplizierten Strukturen der
kosmischen Ordnung.
- dass der kausale Zusammenhang ein Ziel bzw. eine erste Zweckursache
haben muss.
Denn ein Zweck als Ziel einer Willenshandlung (als Vorwegnahme einer
erstrebten Situation Gedanken) setzt ein zwecksetzendes Bewusstsein
voraus.
Dieses Ziel, das man als Final- bzw. Zweckursache (causa finalis)
definiert, muss von einer unbedingt notwendigen, allwissenden und
allmächtigen Wesenheit beabsichtigt sein, denn nur durch diese Annahme
kann die gesamte Ordnungsstruktur des Kosmos, nach der alles einen
bestimmten Sinn hat, logisch erklärt werden.
Die Vernunft führt uns zu der Gewissheit, dass diese Wesenheit Allah
sein muss.
3. Quellenbeweis des Daseins von Allah
durch Analyse des Offenbarungsphänomens und der Quellen
Grundlage dieser Art der Beweisführung für das Dasein Allahs ist die
vernunftgemäße Erkenntnis der Offenbarung und der vernunftgemäßen
Erkenntnis der Korrektheit ihrer Überlieferung.
Aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen ist die Tatsache der
Offenbarung und ihre unverfälschte Überlieferung durch eindeutige
Mutawatir-Überlieferungen bewiesen.
Durch Mutawatir-Überlieferung steht zweifelsfrei fest,
- dass der gesamte Text des Qur´an direkt auf Muchammed, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, zurückzuführen ist,
- dass der Gesandte Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
dessen Integrität nachweislich außer Frage steht, immer wieder
betonte, dass der Qur´an eine Offenbarung Allahs ist, die durch den
Engel Dschibril übermittelt wurde.
- dass gravierende Unterschiede bestehen in Bezug auf Sprache, Inhalt
und Stil, sowie in Bezug auf Syntax, Rhythmik und Phonetik zwischen
den geoffenbarten Qur'an-Texten und Äußerungen (Hadi'sen) des
Gesandten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in seiner
Funktion als Gesandter Allahs und andererseits zwischen Texten und
Äußerungen der Privatperson Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, d. h. außerhalb des Aufgabenbereichs als Allahs Gesandter.
Weitergehende Detailfragen, ausführliche Erläuterungen und Beispiele
zu den genannten Mutawatir-Überlieferungen sind den Standardwerken der
Qur'an-Wissenschaften zu entnehmen.
Nach dieser Beweisführung kommt man zu dem Ergebnis, dass man den Iman
an den Inhalt des Qur´an verinnerlichen muss, sowie den Iman an das
Dasein ALLAHs auf die Art und Weise, wie es im Qur´an immer wieder
wiederholt und bestätigt wird.
At-Tauhid
Der Iman an die Einzigkeit und Einheit Allahs
1. Definition
Tauhid bezeichnet als Fachbegriff der Islamologie den bewusst
verinnerlichten, uneingeschränkten und rationalen Iman an die
Einzigkeit und Einheit Allahs.
Tauhid schließt somit Dualität, Trinität, Pluralität, Teilbarkeit und
jegliches Mysterium in Bezug auf Allah (ta'ala) kategorisch aus.
Es gibt nichts Seinesgleichen.
(42:11)
Sag: 'ER ist Allah, einzig! Allah, Er ist As-Samad! (d. h. Der absolut
Selbständige, Der niemandem bedarf, alles und jeder aber bedarf
Seiner). Nie zeugte Er und nie wurde Er gezeugt, und nie ist Ihm
jemand ebenbürtig!'
(112:1-4)
Im islamologischen Kontext ist die Verwendung deutscher Begriffe wie
Monotheismus und Eingottglauben als Synonyme für Tauhid ungeeignet,
weil im deutschen Sprachgebrauch diese Fachbegriffe auch im Kontext
mit Glaubensinhalten nicht-muslimischer Gemeinschaften verwendet
werden, für welche die o. g. Definition von Tauhid nicht verbindlich
ist.
Tauhid stellt das fundamentale Axiom der Gesamtheit der Iman-Inhalte
dar und bildet somit die zentrale Aussage des Islam.
Allah ist Er. Es gibt keine Gottheit außer Ihm, Der Lebendige (ohne
Ende), Der Allverantwortliche; Ihm kommt weder Schläfrigkeit noch :
Schlaf bei; Ihm gehört, was in den Himmeln und was auf Erden ist. Wer
ist dieser, der bei Ihm Fürsprache einlegen könnte außer mit Seiner
Erlaubnis?! Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen ist, doch sie
umfassen nichts von Seinem Wissen außer dem, was Er will. Das Kursi
(das aufeinander Gebaute, die Stütze, das Wissen) von Ihm umfasst die
Himmel und die Erde, und Ihm fällt es nicht schwer, sie zu bewahren.
Und Er ist Der Allhöchste, Der Allerhabene.
(2:255)
"Tauhid" bedeutet in der Praxis, dass Muslime mit Gewissheit den Iman
an folgendes verinnerlichen!:
1.Allah ist einziger und alleiniger Schöpfer aller Dinge und außer IHM
existiert kein anderer Schöpfer.
Ihm alleine gehören die Schöpfung und das Gebieten! Immer
allerhabener ist Allah, Der Herr aller Schöpfung.
(7:54)
Daraus folgt:
- die Anerkennung der uneingeschränkten und alleinigen Herrschaft
Allahs über die gesamte Schöpfung und alles Geschaffene;
- die Anerkennung, dass innerhalb und außerhalb der Schöpfung nichts
ohne das Wissen und ohne den Willen Allahs geschieht;
- die Anerkennung Allahs als einzigem und alleinigem wirklich
Handelnden innerhalb und außerhalb der Schöpfung.
Allah ist alleiniger und einzig wahrer Gott, dem Anbetung durch die
Verrichtung 'lbadah: wie Salah, 'Sakach, Sijam, Hadsch, ...) gebührt.
Und dient Allah und betreibt Ihm gegenüber keinerlei Schirk.
(4:36)
Sag: 'Mein rituelles Gebet, mein Opfern, mein Leben und mein Tod
gehören Allah, Dem Herrn aller Schöpfung. Er hat keinen Partner. Und
dies wurde mir geboten, und ich bin der erste der Muslime.' Sag: 'Soll
ich mir etwa einen anderen Herrn außer Allah nehmen? -und Er ist Der
Herr aller Dinge!'
(162:164)
Sag: 'Ich bin nur ein Mensch euresgleichen, dem Wachii zuteil wird,
dass euer Gott nur ein einziger Gott ist. Wer dann die Begegnung
seines Herrn erwartet, der soll eine Allah gefällige Guttat
vollbringen und dem Dienen seines Herrn gegenüber keinerlei Schirk mit
einem anderen betreiben.
(18:110)
Und WIR entsandten vor dir keinen Gesandten, ohne dass Wir ihm Wachii
zuteil werden ließen: 'Es gibt keine Gottheit außer Mir, so dient nur
Mir.'
(21:25)
Daraus folgt:
- die Verpflichtung zu Liebe, Aufrichtigkeit (Ichlas), Loyalität und
Verantwortlichkeit gegenüber Allah.
Und von den Menschen sind einige, die sich anstelle von Allah etwas
Ebenbürtiges nehmen. Sie empfinden für sie Liebe wie ihre Liebe zu
Allah. Doch diejenigen, die den Iman verinnerlichten, lieben Allah
noch viel mehr.
(2:165)
Sag: 'Sollten euch eure Eltern, eure Kinder, eure Geschwister, eure
Ehepartner, euer Stamm, Vermögenswerte, die ihr erworben habt, Handel,
dessen Stillstand ihr fürchtet, und von euch bevorzugte Wohnstätten
lieber sein als Allah, Sein Gesandter und Dschihad auf Seinen Weg,
dann wartet ab, bis Allah Seine Bestimmung (Bestrafung) vollzieht!'
Allah leitet gewiss die Fisq-betreibenden Menschen nicht recht.
(9:24)
- die Verpflichtung, nur vor Allah Ehrfurcht zu haben.
Und habt vor Mir alleine Ehrfurcht!
(16:51)
Und wenn Allah dir Unglück zustoßen lässt, so kann niemand es
beseitigen, außer Ihm. Und wenn Er dir Gutes bestimmt, so kann niemand
Sein Fadl abwenden. Er trifft damit von Seinen Dienern, wen Er will.
Und Er ist Der Allvergebende, Der Allgnädige.
(10:107)
- die Verpflichtung, einzig und allein auf Allah zu vertrauen und Ihn
um Hilfe anzuflehen bei Dingen, die nur Er vollbringen kann [z.B.
Heilung von Krankheit, materielle und immaterielle Versorgung (Ri'sq).
Und richte nicht an das Bittgebete anstelle von Allah, was dir weder
nutzt noch schadet. Und solltest du es tun, dann bist du sicherlich
einer der Unrecht-Begehenden.
(10:106)
Sag: 'Soll ich etwa anstelle von Allah einen anderen als Wali nehmen,
Dem Schöpfer der Himmel und der Erde, Der zu speisen gibt, während Er
nicht gespeist wird?!' Sag: 'Und mir wurde geboten, der Erste zu sein,
der den Islam annahm/sich hingab.' Und gehöre nicht zu den
Schirk-Betreibenden!
(6:14)
- die Verpflichtung, sich einzig und allein Allah hinzugeben und zu
dienen auf die von Ihm gebotene Art und Weise.
Und wer Schirk Allah gegenüber betreibt, ist gewiss weit in die Irre
gegangen.
(4:116)
Und Ich erschuf die Dschin und die Menschen nur, um Mir zu dienen
(51:56)
Allah) ist alleiniger und einziger Besitzer vollkommenster
Eigenschaften und erhaben über jegliche Arten von Mangelhaftigkeiten.
Daraus folgt das kategorische Ausschließen:
- der Annahme jeglicher Mangelhaftigkeiten und Unvollkommenheiten in
Bezug auf Allah, Seine Namen und Seine Eigenschaften.
-der Annahme einer Ähnlichkeit, der Herstellung eines Vergleichs oder
der Gleichsetzung Allahs, Seiner Namen und Eigenschaften mit der
Schöpfung. Dies impliziere Unzulässigkeit, Allah mit Namen und
Eigenschaften zu benennen, die in ihren Bedeutungsnuancen Seinen
Namen und Eigenschaften widersprechen, z. B.:
a) Benennung mit Begriffen, die eine Zuordnung bzw. Beigesellung von
Partnern zu Allah ausdrücken (Sohn, Vater, ...)
b) Vorstellung von Inkarnation und Anthropomorphismus
c) Benennung mit Begriffen, die Unvollkommenheit ausdrücken (leidend,
sterblich, müde, etc.)
Alle Namen und Eigenschaften, die sowohl für Allah als auch für die
Geschöpfe verwendet werden [z.B. erhaben, mächtig, jad (wörtl.:
Hand)], sind folgendermaßen zu verstehen: Es besteht Gemeinsamkeit
und Ähnlichkeit ausschließlich im externen sprachlichen Bereich, d.h.
in der Schreibweise und Aussprache dieser Worte, jedoch besteht
keinerlei Ähnlichkeit in Bezug auf die interne Substanz, d. h. im
Bedeutungsinhalt dieser Worte. Imam ibn Hanbal sagte: "Allah darf nur
mit Eigenschaften beschrieben werden, mit denen Er Sich Selbst oder
Sein Gesandter Ihn beschrieb. Dabei darf man nicht über den Qur´an
oder die Sunnah hinausgehen."
Aus den o.g. Gründen sagten die Gelehrten, u.a. Imam Malik in Bezug
auf die Interpretationsmöglichkeit dieses Ajachs:
"Die Bedeutung von Istiwaa (wörtlich: den Platz einnehmen) ist
sprachlich bekannt. Die Art und Weise von Istawaa in diesem
Zusammenhang ist jedoch unbekannt. Der Iman daran ist Pflicht und sein
Hinterfragen ist eine unerlaubte Erfindung (bid'a,)"
Das absolute Primat des Iman-Artikels von Tauhid als wichtigste
zentrale Iman-Grundlage wird in den Worten der Schehada
(Islam-Bekenntnis) zum Ausdruck gebracht:
Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Allah gibt und ich bezeuge,
dass Muchammed Allahs Gesandter ist!
2. Allahs Eigenschaften
Allah) besitzt die absolut schönsten und vollkommensten Eigenschaften
und ist absolut fern von jeglichen Mangelhaftigkeiten oder
Unvollkommenheiten.
2.1. Einfache Darstellung der Eigenschaften Allahs
Diese wird in zwei Gruppen vorgenommen:
2.1.1. Die Eigenschaften des Wesens
Diese Gruppe beinhaltet sämtliche Eigenschaften Allahs, die mit Seinem
Wesen unzertrennlich zusammenhängen, z.B.:
die Eigenschaft des Wesens, die Lebendigkeit, die Einzigartigkeit, die
Anfangslosigkeit, die endlose Beständigkeit, die Unterschiedlichkeit
zum Geschaffenen, die absolute Selbständigkeit, der grenzenlose
Reichtum, die Allgnade, die vollkommene Weisheit, die unvorstellbare
Erhabenheit, das Allwissen, der Wille, die Allmacht, das Sprechen, das
Allhören, das Allsehen, etc.)
2.1.2. Die Eigenschaften des Handelns
Diese Gruppe umfasst sämtliche Eigenschaften Allahs, die mit Seinem
Willen und Seiner Allmacht zusammenhängen, z. B.:
die Zufriedenheit, Erweisung von Gnade, das Beleben, etc.)
Muslime verstehen die Eigenschaften beider Gruppen, wie es Allah
gebührt, d. h. ohne Vermenschlichung, Verbildlichung, Verleugnung,
Aufhebung, Entstellung, Verdrehung, auch ohne eigenmächtige
Bestimmung der Eigenart dieser Eigenschaften.
Imam Asch-Schafi'i sagte: "Ich habe den Iman verinnerlicht an Allah,
und an das, was Allah offenbarte, wie Allah es will.
Und ich habe den Iman verinnerlicht an den Gesandten Allahs, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, und an das, was der Gesandte Allahs, Allahs
Segen und Frieden auf ihm verkündete, wie der Gesandte Allahs, Allahs
Segen und Frieden auf ihm es wollte."
2.2. Ausführliche Darstellung der Eigenschaften Allahs
Gewiss besitzt Allah unzählige Eigenschaften der Vollkommenheit.
in folgenden sollen die umfassenden Vollkommenheits-Eigenschaften
näher erläutert werden. Sie werden in vier Hauptgruppen mit insgesamt
20 Haupt-Eigenschaftenn unterteilt:
2.2.1. Die Eigenschaft des Wesens (as-sifatun-nafsija)
2.2.2. Die antonymlosen Eigenschaften (As-sifatus-salbija)
2.2.2.1. Die Einzigartigkeit (Al-wachdanija)
2.2.2.2. Die Anfangslosigkeit (Al-qidam)
2.2.2.3. Die endlose Beständigkeit (Al-baqaa)
2.2.2.4. Die absolute Selbständigkeit (Al-qiyamu bin-nafs)
2.2.2.5. Die Unterschiedlichkeit zum Geschaffenen
(muchalafatul-hawadi's)
2.2.3. Die essentiellen Eigenschaften (sifatul-ma' ani)
2.2.3.1. Das Allwissen (Al-'ilm)
2.2.3.2. Der Wille (Al-irada)
2.2.3.3. Die Allmacht (Al-qudra)
2.2.3.4. Das Sprechen (Al-kalam)
2.2.3.5. Das Allhören (As-sama')
2.2.3.6. Das Allsehen (Al-basar)
2.2.3.7. Die Lebendigkeit (Al-haja)
2.2.4. Die abgeleiteten Eigenschaften (As-sifatul-ma' anawija)
Das Eigenschaft des Wesens bedeutet nichts anderes als das Dasein
Allahs (Al-wudschud).
Nach dem islamischen Menschenbild benötigt der Mensch keinen
zusätzlichen Beweis für die Erkenntnis des Daseins Allahs, seines
Schöpfers, da der Iman an Diesen Schöpfer durch die Schöpfung in der
Natur des Menschen immanent vorhanden ist (Al-Fitra).
Dies bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von den Einflüssen ihres
sozialen Umfelds, die natürliche Fähigkeit besitzen, Allah ohne fremde
Hilfe zu erkennen.
Diese naturgegebene Erkenntnisfähigkeit des Daseins von Allah wird vor
allem in Krisen- und Grenzsituationen deutlich.
In ausweglosen Situationen flehen alle Menschen, auch diejenigen,
welche das Dasein Allahs im normalen Leben abstreiten, Allah um Hilfe
an.
Und wenn dem Menschen Unglück zustößt, richtet er an Uns Bittgebete im
Liegen, im Sitzen oder im Stehen. Und wenn Wir von ihm sein Unglück
wegnehmen, fahrt er fort, als richtete er an Uns niemals Bittgebete
wegen des Unglücks, das ihm zustieß. Derart wird den Maßlosen schön
gemacht, was sie zu tun pflegten.
(10:12)
Und was ihr an Gaben habt, dies ist von Allah. Und dann, wenn Unglück
euch trifft, zu Ihm alleine fleht ihr. Dann, wenn Er das Unglück von
euch beseitigt, gibt es eine Gruppe von euch, die ihrem Herrn
gegenüber Schirk betreibt.
(53:54)
Das Dasein bzw. das Wesen Allahs unterscheidet sich grundlegend vom
Dasein der Schöpfung.
Das Dasein Allahs hat keinen Beginn und kein Ende und ist unabhängig
von einem Schöpfungsakt, d. h. Allah ist aufgrund Seines Wesens aus
Sich Selbst seiend.
Das Dasein des Geschaffenen ist dagegen zeitlich begrenzt, abhängig
und erschaffen, d. h. sein Dasein kann nur durch eine
Schöpfungshandlung bewirkt werden, durch welche sie vom Zustand der
Nicht-Existenz in die Existenz gebracht wird und somit einen Anfang
erfahrt.
Ein Teil des Geschaffenen (z. B. Menschen, Dschin) wird dann im
Zustand der Existenz bleiben, und ein anderer Teil (z. B. Tiere) wird
wieder in den Zustand der Nicht-Existenz zurückkehren.
Der Islam verbietet das Hinterfragen des Wesens Allahs, weil die
Menschen mit ihren eingeschränkten geistigen Kräften und Fähigkeiten
das Wesen Allahs nicht erfassen können. Sie sind jedoch imstande, SEIN
unbedingt notwendiges Dasein zu erkennen.
Deshalb fordert der Islam die Muslime auf, statt mit dem Wesen Allahs
sich intensiv mit der Schöpfung Allahs auseinander zusetzen, weil das
im Bereich ihrer eingeschränkten intellektuellen Möglichkeiten liegt
und den Iman an Allah vertieft.
Wer ist dieser, der bei Ihm Fürsprache einlegen könnte außer mit
Seiner Erlaubnis?! Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen ist,
doch sie umfassen nichts von Seinem Wissen außer dem, was Er will.
(2:255)
Das Sehvermögen erfasst Ihn nicht, aber Er erfasst das Sehvermögen.
Und Er ist Der Allgütige, Der Allkundige.
(6:103)
2.2.2. Die gegenteilosen Eigenschaften (as-sifatus-salbija)
Diese Eigenschaften schließen kategorisch die Existenz ihrer
dazugehörigen Antonyme, d. h. ihrer jeweiligen Gegen-Eigenschaften,
bezüglich des Daseins von Allah aus.
Man unterscheidet fünf antonymlose Haupt-Eigenschaften:
2.2.2.1. Die Einzigartigkeit (al-wachdanija)
Dieses Eigenschaft schließt jegliche Form von Dualität, Trinität,
Pluralität oder Teilbarkeit in Bezug auf das Wesen Allahs und Seine
Eigenschaften aus und impliziert, dass weder Allah noch Seine
Eigenschaften aus Teilen zusammengesetzt sind.
Sag: 'Er ist Allah, einzig!'
(112:1)
Würde Allah aus einzelnen Teilen bestehen bzw. wäre Er Teil eines
Ganzen, Teil einer Gruppe oder einer unter mehreren, könnte man die
Schlussfolgerung ziehen,
- dass ER der Unterstützung anderer bedürfe und
- dass Der Schöpfer der Schöpfung ähnelte, die zusammengesetzt und
nicht einzigartig ist, was eindeutig im Widerspruch zum Wesen Des
Schöpfers steht.
Weiterhin bestünde die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, dass
Uneinigkeit entstünde unter den Einzelteilen bzw. den
Einzelmitgliedern der Gruppe über die Schöpfung bzw. über die
Aufgabenverteilung innerhalb der Schöpfung.
Gäbe es in beiden (Himmel und Erde) Gottheiten außer Allah, gewiss
wären beide verdorben. Also gepriesen-erhaben ist Allah, Der Herr von
Al-Kursi, über das, was sie erdichten.
(21:22)
2.2.2.2. Die Anfangslosigkeit (Al-Qidam)
Dieses Eigenschaft schließt die Möglichkeit eines Anfangs in Bezug auf
das Dasein von Allah aus, d. h. Allahs Dasein ist ohne Anfang und ohne
vorherige Nicht-Existenz.
ER ist Der Erste (Der Immer-Dagewesene), Der Letzte (Der
Immer-Bleibende), Der Offenkundige und Der Inwendige. Und ER ist über
alles allwissend!
(57:3)
Das Dasein von Allah gehört immanent zu Seinem Wesen und kann auf
keinen Fall auf eine irgendwie geartete Schöpfungshandlung
zurückgeführt werden.
Der Iman an die Anfangslosigkeit Allahs, d. h. die gedankliche
Vorstellung und Verinnerlichung dieser Eigenschaft, stellt für einige
Menschen ein scheinbar großes Problem dar, weil sie denken, für alles
einen Schöpfer suchen zu müssen.
Sie stellen die Frage nach dem Schöpfer von Allah, um die
Anfangslosigkeit Allahs negieren zu können. Diese Fragestellung
beinhaltet jedoch gravierende Fehler und große Widersprüche:
Zunächst wird mit dieser Frage die Schöpfung als solche bestätigt und
als existent zugelassen, gleichzeitig wird aber die Existenz eines
Schöpfers (d. h. eines Wesens mit den Eigenschaften eines Schöpfers:
anfangslos, aus sich selbst seiend, unbedingt notwendig) dieser
Schöpfung negiert.
Ein weiterer Widerspruch besteht darin, dass für alles Geschaffene
zwar ein Schöpfer angenommen wird, dieser 'Schöpfer' jedoch geschaffen
ist und somit nicht mehr Schöpfer, sondern selbst Geschaffenes ist und
somit kein Anfang festgelegt werden kann.
Dieses Gedankenspiel kann bis ins Unendliche fortgeführt werden ohne
jemals zum ersten wirklichen Schöpfer zu gelangen, da eine
Anfangslosigkeit bei der Fragestellung ausgeschlossen wird.
Aus diesem Grund ist die Fragestellung widervernünftig.
Außerdem ignorieren die Fragesteller folgende Fakten:
- Der Intellekt des Menschen ist eingeschränkt bzw. begrenzt, weil er
seine Erkenntnisse, Erfahrungen usw. nur mit Hilfe seiner fünf Sinne
gewinnen kann.
- Es gibt Dinge, deren Existenz die Vernunft anerkennt (z. B.
Atommodelle, chemische Reaktionen, Kernspaltung, Elektrizität),
obwohl sie durch die fünf Sinne nicht erfasst werden können, d. h.
obwohl sie außerhalb des menschlichen Wahrnehmungs- und teilweise
sogar außerhalb des Vorstellungsbereichs liegen.
Für das menschliche Vorstellungsvermögen gilt bezüglich der
Eigenschaften Allahs deshalb folgendes:
- Die Fähigkeit, abstrakt zu denken, ist wegen der Eingrenzung des
Erfahrungsbereichs auf die Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit der
fünf Sinne stark eingeschränkt.
- Das abstrakte Denken kann nur in Bereichen eingesetzt werden, für
die bereits Maßstäbe bzw. Denkmodelle vorhanden sind.
- Es ist beispielsweise möglich, d.h. im Bereich des Denkbaren, sich
ein abstraktes Bild von der Gerechtigkeit, der Allgnade oder der
Allgnade Allahs zu machen, weil der Mensch über eine, allerdings
zwangsläufig eingeschränkte, Vorstellung dieser Werte verfügt.
- Es ist nicht möglich, d.h. im Bereich des Nicht-Denkbaren, sich ein
abstraktes Bild von einigen Eigenschaften Allahs zu machen, wie z. B.
von der Anfangslosigkeit, von der endlosen Beständigkeit u. a., weil
diese außerhalb des abstrakten Denkbereichs der Menschen liegen, da
für sie keine menschliche Maßstäbe und Denkmodelle vorhanden sind.
Aus der Eingeschränktheit des eigenen Intellekts die Schlussfolgerung
zu ziehen, dass alles was außerhalb der eigenen Denkfähigkeit und des
Bereichs der fünf Sinne liegt, nicht existent sein kann, ist eindeutig
widervernünftig.
Die einzige Lösung dieses Problems, welche diesen widervernünftigen
Widerspruch beseitigt, kann nur die vernunftgemäße Annahme sein, dass
das Erst-Geschaffene durch ein aus sich selbst seiendes, anfangsloses
Wesen hervorgebracht wurde, d.h. die Akzeptanz der Anfangslosigkeit
Allahs.
2.2.2.3. Die endlose Beständigkeit (Al-Baqaa)
Diese Eigenschaft schließt die Möglichkeit eines Endes in Bezug auf
das Dasein von Allah aus, d. h. Allahs Dasein ist endlos beständig und
absolut ohne Ende.
Und übe Tawakkul Dem Lebendigen gegenüber, Der nie stirbt, und
lobpreise mit Seinem Dank!
(25:58)
Alles, was auf ihr (der Erde) ist, vergeht. Und es bleibt dein Herr,
Der von der Majestät und der Würde.
(55:26-27)
Ausgehend von dem unbedingt notwendigen und anfangslosen Dasein von
Allah ergibt sich die logische Schlussfolgerung, dass Er endlos
beständig sein muss, weil sonst ein Widerspruch zu Seinem unbedingt
notwendigen Dasein entstünde.
Auch bei diesem Eigenschaft ergibt sich das Problem, dass die Menschen
sich, aufgrund ihres eingeschränkten Intellekts, keine konkrete oder
abstrakte Vorstellung von der endlosen Beständigkeit machen können.
2.2.2.4. Die absolute Selbständigkeit (Al-Qijamu bin-nafs)
Diese Eigenschaft schließt jegliche Abhängigkeit von anderen Kräften
und Existenzen, von Ort oder Zeit und von jeglicher Unselbständigkeit
und jeglicher Hilfsbedürftigkeit in Bezug auf das Dasein von Allah
aus, d. h. Allahs Dasein und Handeln innerhalb und außerhalb der
Schöpfung geschieht einzig und allein aus Seinem Willen und durch
Seine Allmacht. Allah benötigt in jeder Hinsicht absolut nichts und
niemanden für Sein Dasein, alles und jeder aber bedarf Seiner.
Ihr Menschen! Ihr seid die Bedürftigen Allah gegenüber! Und Allah ist
Der absolut Autarke, Der Alllobenswürdige! Wenn Er will, lässt Er euch
vergehen und bringt eine neue Schöpfung hervor. Und dies ist für Allah
keinesfalls unmöglich.
(35:15-17)
ALLAH, ER ist As-Samad (der Absolut Selbstständige, Der niemanden
bedarf, alles und jeder bedarf aber Seiner)!
(112:2)
2.2.2.5. Die Unterschiedlichkeit zum Geschaffenen
(muchalafatul-hawadi's)
Diese Eigenschaft schließt jegliche Ähnlichkeit, die Herstellung eines
Vergleichs oder die Gleichsetzung Allahs, Seines Wesens, Seiner
Eigenschaften und Handlungen usw. mit der Schöpfung aus.
Da die Eigenschaften der Schöpfung nichts anderes als der Ausdruck
ihrer Bedürftigkeit eines Schöpfers sind, würde die Zulassung eines
Vergleichs auf irgendeiner Ebene voraussetzen, dass mindestens eine
einzige Gemeinsamkeit zwischen Dem Schöpfer und der Schöpfung
besteht, was dem Wesen des Schöpfers absolut widerspricht. Schöpfer
und Schöpfung sind nie gleich und dürfen nie gleichgesetzt werden. Aus
diesem Eigenschaft folgt die kategorische Negierung von Inkarnation,
Anthropomorphismus oder Offenbarung vom Wesen Allahs in der Schöpfung.
Es gibt nichts Seinesgleichen! Und Er ist Der Allhörende, Der
Allsehende.
(42:11)
Eine Frage in diesem Zusammenhang lautet:
Wie erklären sich die Gemeinsamkeiten zwischen Allah und den Menschen
bei einer Reihe von Eigenschaften wie z.B. das Wissen, der Wille, das
Hören, das Sehen, etc.?
Zur Aufklärung dieses Missverständnisses muss man zunächst den
Charakter der Eigenschaften des Menschen untersuchen.
Diese Eigenschaften können in zwei Gruppen unterteilt werden:
- Essentielle Eigenschaften:
Diese sind Eigenschaften, die unmittelbar mit dem geschaffenen Wesen
des Menschen zusammenhängen und für seine Existenz unbedingt notwendig
sind, wie z. B. die Albhängigkeit des Menschen von Ort und Zeit, seine
physischen Bedürfnisse, seine Triebe, etc.
- Nicht-essentielle Eigenschaften:
Diese sind Eigenschaften, die nicht mit dem geschaffenen Wesen des
Menschen zusammenhängen, sondern ihm von Allah in stark
eingeschränktem Umfang bzw. als minimale Bruchstücke Seiner
Eigenschaften verliehen wurden, um den Menschen dadurch zu befähigen,
seine Lebensaufgaben zu bewältigen. Dazu zählen beispielsweise der
Wille, das Wissen, das Erkennen, etc.
Die Verleihung dieser Eigenschaften auf den Menschen impliziert jedoch
keine Gleichstellung oder eine irgendwie geartete Gemeinsamkeit oder
Ähnlichkeit mit dem Verleiher [d.h. mit Allah], weil:
- diese Eigenschaften ausschließlich essentielle Eigenschaften Allahs
sind;
- diese Eigenschaften in Bezug auf den Menschen eine sehr relativierte
und eingeschränkte Bedeutung haben, im Vergleich mit den Eigenschaften
Allahs.
Beispielsweise kann man das beschränkte Wissen des Menschen niemals
mit dem Allwissen Allahs vergleichen, oder die beschränkte Macht des
Menschen niemals mit der Allmacht Allahs, usw.
Daraus folgt, dass, abgesehen vom externen sprachlichen Bereich (d. h.
in der Schreibweise und Aussprache der Wörter), keinerlei Ähnlichkeit
besteht zwischen Allah und dem Geschaffenen in Bezug auf den internen
spirituellen Charakter bzw. den Bedeutungsinhalt dieser Begriffe. Im
Qur´an und in der Sunna finden sich Texte, die vordergründig den
Anschein einer Ähnlichkeit zwischen Allah und der Schöpfung erwecken.
Der Allgnade Erweisende istawa (wörtl.: den Platz einnehmen) auf dem
Thron.
(20:105)
Diejenigen, die dir gegenüber Bai'a (den Treueeid) leisten, leisten
eigentlich Bai'a (bindende Verpflichtung) Allah gegenüber. Jadullah
(wörtl.: die Hand Allahs) ist über ihren Händen.
(48:10)
Der Gesandte Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: Unser
Herr, gepriesen-erhaben und immer erhaben sei Er jan'sil (wörtl.:
steigt herab) jede Nacht zum niedrigsten Himmel, wenn ein Drittel der
Nacht bleibt, und sagt: "Gibt es einen Bittenden, damit Ich seiner
Bitte entspreche? Gibt es einen Du'a-Verrichtenden, damit Ich sein
Du'a annehme? Gibt es jemanden, der um Vergebung bittet, damit Ich ihm
vergebe."
Bucharii, Muslim
Derartige Textsteilen werden unter Berücksichtigung dieser Eigenschaft
folgendermaßen verstanden:
- Muslime verinnerlichen den Iman an die Inhalte dieser Texte, ohne
diese wortwörtlich zu verstehen oder genau definieren zu wollen, weil
dies sich ihren Kenntnissen und Fähigkeiten entzieht.
- Muslime verinnerlichen den Iman daran, dass Allah der Schöpfung
absolut nicht ähnlich ist.
- Muslime interpretieren diese Texte möglichst nicht, weil sie wissen,
dass sie das Wesen Allahs nicht erfassen können und nicht die
Gewissheit haben können, dass ihre Interpretationen die von Allah
gewollten Bedeutungen und Beschreibungen wiedergeben.
Solche Texte sollten nur dann unter Berücksichtigung der Regeln der
arabischen Etymologie, Grammatik und Philologie usw. interpretiert
werden, wenn es unbedingt erforderlich wird (z.B. um
Missverständnissen vorzubeugen), und um dadurch mit Hilfe der
Interpretation die eindeutige Unterschiedlichkeit Allahs zum
Geschaffenen hervorzuheben.
Erwähnenswert ist, dass die arabische Etymologie z.B. die
Interpretation von jadul-lah (wörtl.: Allahs Hand) mit der Allmacht
Allahs und von 'ainul-lah (wörtl.: Allahs Auge) mit dem Allsehen
Allahs, zulässt, was von verschiedenen Islamologen in dieser Art
praktiziert wird.
2.2.3. Die essentiellen Eigenschaften Allahs (sifatul-ma'ani)
Diese Gruppe umfasst alle Eigenschaften, die seither unmittelbar mit
dem Wesen Allahs zusammenhängen und in ihm immanent sind. Zweifelsfrei
besitzt Allah noch unzählige weitere Eigenschaften der Vollkommenheit.
Wir beschränken uns hier auf die Aufzählung der im Qur´an und in der
Sunnah erwähnten Haupt-Eigenschaften.
2.2.3.1. Das Allwissen (Al-'Ilm)
Dieses Eigenschaft beschreibt Allahs Allwissen über alle Seinsarten
(Notwendige, Unmögliche) und über alle Angelegenheiten in allen
Existenz-Stadien (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft).
Durch das Allwissen werden die Seinsarten oder die Geschehnisse nicht
beeinflusst.
Allah ist gewiss über alles allwissend.
(9:115)
Und du (Muchammed) unternimmst nichts, und du trägst davon nichts an
Qur´an vor, und ihr tut nichts, ohne dass Wir über euch Zeugen sind,
gerade wenn ihr über ihn lästert. Und deinem Herrn bleibt auch nichts
verborgen weder das Gewicht eines Staubkorns auf Erden noch im Himmel,
noch etwas Kleineres als dies noch etwas Größeres, ohne dass dies in
einer deutlichen Schrift registriert ist.
(10:61)
Und verheimlicht euer Gesagtes oder legt es offen, Er ist allwissend
über das von den Brüsten. Verfügt etwa Derjenige, Der erschuf, nicht
über Wissen, während Er Der Allgütige, Der Allkundige ist?!
(67:13-14)
2.2.3.2, Der Wille (Al-Irada)
Dieses Eigenschaft beschreibt Allahs Willen, der seither mit Seinem
Wesen besteht und der einen Teil des für ihn Zulässigen zuordnet.
Beispielsweise sind sowohl Existenz als auch Nicht-Existenz für einen
Menschen möglich. Von diesen beiden Alternativen wählt der Wille eine
Möglichkeit aus und ordnet sie diesem Menschen zu, ebenso wählt er
aus, an welchen Orten dieser Mensch sich befindet, zu welcher Zelt,
etc.
Der Zusammenhang mit dem Willen Allahs und "Planung". Der Wille plant
nach dem Allwissen Allahs, und die Allmacht Allahs führt diese Planung
aus.
Allah macht gewiss, was Er will.
(22:14)
Mit dem vollkommenen und absoluten Willen Allahs stellt sich die Frage
nach dem freien Willen und der freien Wahl des Menschen, inwieweit
verfügt der Mensch über einen wirklich freien Willen und in -welchem
Zusammenhang steht dieser menschliche Wille zum Willen Allahs?
Jeder Mensch agiert in zwei Handlungsebenen:
- die Handlungsebene, die nicht seinem Willen unterliegt, d.h. in der
er unbewusste Handlungen vollzieht, die nicht von seinem Willen
gesteuert oder beeinflusst werden können, z.B. Geburt, Krankheit, Tod,
nicht willkürlich steuerbare Körperfunktionen, wie Atmung, Herzschlag,
Verdauung, etc.
- die Handlungsebene, die seinem Willen und seiner freien Wahl
unterliegt. In dieser Handlungsebene besitzt der Mensch freien Willen,
weil Allah ihm durch SEINEN Willen diese Fähigkeit verliehen hat.
- Hier ergeben sich folgende Fragen:
1. Wie soll man Verhaltensweisen von Menschen verstehen, die nach
unserem Verständnis dem Willen Allahs nicht entsprechen können, weil
sie ganz offensichtlich gegen Seine Gebote verstoßen? bzw.
2. Ist der Mensch imstande, mit seinem freien Willen gegen den Willen
Allahs zu verstoßen?
Die Beantwortung dieser Fragen ergibt sich anschaulich anband des
folgenden Gleichnisses aus der Arbeitswelt:
Ein Arbeitgeber verspricht einem Arbeitnehmer eine dauerhaft
gesicherte Anstellung unter der Bedingung, dass er eine begrenzte
Probezeit besteht. Sinn der Probezeit ist es, zu überprüfen, ob der
Arbeitnehmer die Fähigkeiten besitzt, den an ihn gestellten Ansprüchen
gerecht zu werden.
Bei der Einstellung auf Probe stattet der Arbeitgeber den Arbeitnehmer
mit gewissen Befugnissen aus, um ihm die Prüfung zu erleichtern.
Weiterhin kalkuliert er für das Verhalten des Arbeitnehmers während
der Probezeit zwei mögliche Ergebnisse ein, d. h. zwei Ergebnisse sind
vom Arbeitgeber gewollt:
- der Arbeitnehmer wird seiner Aufgabe gerecht, oder
- der Arbeitnehmer wird seiner Aufgabe nicht gerecht.
Obwohl diese Ergebnisse sich genau entgegengesetzt gegenüberstehen
entsprechen beide dem Willen des Arbeitgebers, welcher nach Ablauf der
Probezeit aufgrund des (gewollten) Ergebnisses entscheiden wird, ob er
den Arbeitnehmer weiterhin beschäftigt oder nicht.
Daraus ergibt sich, bezogen auf die o.a. Fragestellung, folgendes:
Allah wollte, dass die Menschen einen freien Willen besitzen, d.h., Er
hat von Beginn an die Möglichkeit des Verstoßes gegen Seine Gebote
zugelassen. Deshalb bewegen sich die Menschen immer im Bereich von
Allahs Willen, unabhängig davon, welche Entscheidung sie treffen.
Wir erschufen sie und verstärkten ihre Gelenke. Und wenn Wir wollten,
hätten Wir sie mit ihresgleichen eingetauscht. Dies ist eine
Ermahnung. Also wer will, schlägt einen Weg zu seinem Herrn ein. Und
ihr wollt nicht außer, dass Allah will. Allah ist gewiss immer
allwissend, allweise.
(76:28-30)
Zum besseren Verständnis muss zusätzlich zwischen dem Willen
(Al-Irada) und dem Befehl (Al-Amr) differenziert werden.
In dem o. a. Gleichnis waren beide Ergebnisse der Probezeit (Erfolg
und Misserfolg) vom Arbeitgeber zwar gewollt, aber nicht befohlen oder
erzwungen, d.h. obwohl der Arbeitgeber kein Versagen duldet, hat er
die Möglichkeit des Versagens einkalkuliert, dabei jedoch weder Zwang
ausgeübt, noch ein bestimmtes Verhalten befohlen.
Andererseits war der Arbeitnehmer (von Anfang an) über die Bedingungen
der Probezeit informiert. Er wusste, was von ihm erwartet wird und
unter welchen Voraussetzungen eine Weiterbeschäftigung ~ möglich sein
würde.
Dieses Wissen kann jedoch auf keinen Fall als Zwang seitens des
Arbeitgebers interpretiert werden.
Im Bezug auf den Willen Allahs bedeutet dies, dass alle Handlungen
.des Menschen dem Willen Allahs unterliegen, dass aber nicht alle vom
Menschen vollbrachten Handlungen von Allah befohlen sind oder von Ihm
angenommen werden.
2.2.3.3. Die Allmacht (Al-Qudra)
Dieses Eigenschaft beschreibt Allahs Allmacht, die seither mit Seinem
Wesen besteht.
Bezogen auf das o. a. Beispiel der menschlichen Existenz ergibt sich
für die Allmacht folgendes:
Der Wille bestimmt beispielsweise die Existenz und ordnet sie einem
bestimmten Menschen zu, dann führt die Allmacht die Entscheidung des
Willens aus, d. h. die Allmacht erschafft den Menschen erst dann, wenn
der Wille seine Existenz vorsieht.
Der Wille und die Allmacht sehen beide die Möglichkeit von Existenz
und Nicht-Existenz vor. Sie beziehen sich jedoch nicht auf das
Notwendige und das Unmögliche, weil diese per definitionem nicht beide
Existenz-Möglichkeiten beinhalten. Denn das Notwendige erfahrt
niemals die Nicht-Existenz und das Unmögliche erfährt niemals die
Existenz.
Würde das Notwendige bzw. das Unmögliche mit beiden (Wille und
Allmacht) zusammenhängen, bestünde die Möglichkeit seine
Nicht-Existenz bzw. seine Existenz zu planen und durchzuführen, was
zu einem " Widerspruch führt.
In diesem Falle wäre das Notwendige bzw. das Unmögliche nicht mehr
notwendig bzw. unmöglich.
Im Universum existiert nichts, das Allahs Allmacht übertrifft.
Und Allah erschuf jedes Auf-Erde-Bewegende aus Wasser. Also manch
einer von ihnen geht auf seinem Bauch, und manch einer von ihnen geht
auf zwei Beinen, und manch einer von ihnen geht auf Vieren. Allah
erschafft, was Er will! Allah ist gewiss über alles allmächtig.
(24:45)
2.2.3.4. Das Sprechen (Al-Kelam)
Diese Eigenschaft beschreibt Allahs Sprechen, das seither mit Seinem
Wesen besteht und sich in jeder Hinsicht vom Sprechen der Geschöpfe
unterscheidet. Das Wissen darüber, wie Allah spricht, liegt bei Ihm
allein. Die Offenbarungen Allahs, z.B. At-Taurat (die Tora),
Al-Indschil (das 'Isa-Evangelium) und Qur´an, sind Zeichen dieser
Eigenschaft. Die Worte Allahs sind im Qur´an enthalten.
Und sollte einer von den (vertragsbrüchigen) Schirk-Betreibenden dich
um Asyl bitten, dann gewähre ihm Asyl, bis er Allahs Worte vernommen
hat, dann geleite ihn zum Ort seiner Sicherheit. Dies, weil sie
Menschen sind, die nicht wissen. 121
(9:6)
Der Qur´an bestätigt das Sprechen Allahs zu den Gesandten.
Diese Gesandten, den einen von ihnen gewährten Wir Fadl den anderen
gegenüber. Zu einigen von ihnen sprach Allah und andere erhöhte Er um
Stellungen.
(2:253)
Und Allah sprach doch zu Musa.
(4:164)
Die Eigenschaft des Sprechens hängt mit dem Notwendigen und mit dem
Unmöglichen zusammen und weist darauf hin.
Bei mündlichen oder schriftlichen Zitaten aus Übersetzungen des
Qur´an, darf man auf keinen Fall mit den Worten beginnen: "Allah hat
gesagt", oder "Allah sagt im Qur´an", da jede Übersetzung gleichzeitig
eine Interpretation des Übersetzers bezüglich der Wortwahl und des
Wortlauts enthält.
- Es muss strikt unterschieden werden zwischen den selbstgewählten
Formulierungen des Übersetzers und den wortwörtlich geoffenbarten
Worten Allahs im Qur´an.
Bei deutschen Zitaten aus einer Qur'an-Übersetzung muss immer darauf
hingewiesen werden, dass es sich bei den übersetzten Ajachs um eine
Übersetzung mit einer der möglichen Bedeutungen des arabischen
Originals handelt. Dementsprechend darf eine deutsche Übersetzung
nicht als Qur´an bezeichnet werden, sondern immer nur explizit als
Tefsir.
Fehlt dieser Hinweis, verstößt man gegen den Grundsatz der
Unvergleichbarkeit Allahs mit den Geschöpfen und beeinträchtigt den
Iman an das Eigenschaft des Sprechens und seiner Bedeutung.
Damit werden Allah (z.B. deutsche) Worte zugesprochen, die Er so nicht
offenbarte.
Entscheidend ist auch, dass Übersetzungen in vielen Fällen Anlass zu
Missverständnissen bzw. Fehlinterpretationen geben. Sie ersetzen
demnach keineswegs die Lesung im arabischen Original.
2.2.3.5. Das Allhören (As-Sama')
Dieser Eigenschaft beschreibt Allahs Allhören, das seither mit Seinem
Wesen besteht und sich in jeder Hinsicht vom Hören der Geschöpfe
unterscheidet. Das Wissen darüber, wie dieses Allhören erfolgt, liegt
allein bei Allah.
Allah ist gewiss allhörend, allsehend.
(58:1)
2.2.3.6. Das Allsehen (Al-Basar)
Dieser Eigenschaft beschreibt Allahs Allsehen, das seither mit Seinem
Wesen besteht und sich in jeder Hinsicht vom Sehen der Geschöpfe
unterscheidet.
Das Wissen darüber, wie dieses Allsehen erfolgt, liegt allein bei
Allah.
ER sagte: "Fürchtet euch beide nicht! Ich bin gewiss mit euch beiden,
höre und sehe."
(20:46)
2.2.3.7. Die Lebendigkeit (Al-Haya)
Dieser Eigenschaft beschreibt Allahs Lebendigkeit, die seither mit
Seinem Wesen besteht und sich in jeder Hinsicht vom Leben der
Geschöpfe unterscheidet. Sie ermöglicht alle anderen Eigenschaften.
ALLAH, es ist kein Gott außer Ihm, Dem Lebendigen (ohne Ende), Dem
Allverantwortlichen.
(3:2)
ER ist Der Lebendige. Es gibt keinen Gott außer Ihm, so richtet an Ihn
Bittgebete aufrichtig im Diin IHM gegenüber.
(40:65)
Zusammenfassung
Wir verinnerlichen den Iman an alle diese Eigenschaften, wie es Allah
gebührt, und wissen, dass Allah von deren Gegenteilen frei ist.
2.2.4. Die abgeleiteten Eigenschaften (as-sifatul-ma'anawija)
Diese Gruppe umfasst alle Eigenschaften, die aus den essentiellen
Eigenschaften als Adjektive abgeleitet werden.
Allah ist allwissend ('al im), da Er das Allwissen besitzt.
Allah ist wollend (murid), da Er den Willen besitzt.
Allah ist allmächtig (qadir), da Er die Allmacht besitzt.
Allah ist sprechend (mutakallim), da Er das Sprechen besitzt.
Allah ist allhörend (sami'), da Er das Allhören besitzt.
Allah) ist allsehend (basir), da Er das Allsehen besitzt.
Allah ist lebendig (haji), da Er die Lebendigkeit besitzt.
4.3. Die schönsten Namen Allahs (asmaul-lahil-husna)
Alle Namen Allahs, außer dem Eigennamen "Allah", unterrichten über
wesentlichsten Eigenschaften und Wesensmerkmale Allahs.
In Qur´an und Sunna werden zahlreiche Namen Allahs erwähnt, von denen
99 "die definierten Namen bzw. die festgesetzten Namen, Tauqifija
genannt werden. Neben diesen definierten Namen gibt es noch die
sogenannten "übereinstimmenden Namen, taufiqiya. Darunter versteht man
alle Namen, mit denen Allah angerufen werden darf, da sie sich mit den
Eigenschaften Allahs vereinbaren lassen.
Allah soll mit den schönsten Namen angerufen werden.
Und Allah hat die schönsten/besten Namen, so benennt Ihn damit. Und
lasst ab von denjenigen, die Seine Namen entstellen! Ihnen wird das
vergolten, was sie zu tun pflegten.
(7:180)
Der Gesandte Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: Allah
hat gewiss neunundneunzig Namen -hundert weniger eins wer sie
beherzigt, wird in die Dschannah gehen.
Bucharii, Muslim
Anmerkung:
Die im folgenden aufgeführten deutschen Begriffe geben nur die sehr
eingeschränkte ungefähre Bedeutung der schönsten/besten Namen Allahs
wieder. Eine endgültige, alle Bedeutungsnuancen umfassende Übersetzung
ist wegen der begrenzten Möglichkeiten der deutschen Sprache und der
komplexen Bedeutungsvielfalt der arabischen Fachbegriffe nicht
möglich.
Weiterhin muss beachtet werden, dass diese Namen tauqifija sind, d.h.,
diese Namen wurden von Allah für uns im arabischen Original
festgesetzt und übermittelt.
Warum es keine zwei Götter geben kann
Fahreddîn-i Râzî, Friede sei mit ihm, hat die zwanzig von den
Glaubensgelehrten erläuterten (Beweise) behandelt, um die Einigkeit
(Einzigkeit) ALLAHs, der Erhabenen, zu beweisen. Wir werden hier
einige davon
erwähnen:
1 Im 22. heiligen Vers der Sure Enbiya (Die Propheten) heißt es:
"Nehmen sie sich Götter von der Erde, die lebendig machen können? Gebe
es in beiden (Himmel und Erde) Götter außer Allah, so wären beide
verdorben." Dieser heilige Vers weist auf "den Beweis des
Unmöglichen."
Das heißt, wenn man annimmt, dass es zwei Götter gäbe, würden ihre
Handlungen gleich oder unterschiedlich sein. Wenn ihre Handlungen
unterschiedlich gewesen wären, würde die Ordnung auf der Erde und im
Himmel verdorben bzw. vernichtet oder aus Gegensätzen zusammengesetzt
sein. Zum Beispiel: Wenn einer von zwei Göttern die Bewegung und der
andere aber das Unbewegtsein eines Menschen namens Zeyd gewollt
hätten, müsste der Zustand von Zeyd durch die
Wirkung der beiden Götter aus zwei Gegensätzen zusammengesetzt sein.
[Das ist aber unmöglich. Denn das Bestehen des aus zwei Gegensätzen
zusammengesetzten Zustands von Zeyd ist unvorstellbar. Es ist nämlich
unmöglich, dass Zeyd gleichzeitig sowohl bewegt als auch unbewegt
wäre. Er ist entweder bewegt oder unbewegt.]
Wenn die Wirkungen von zwei Göttern gleich wären, würde es bei ihnen
entweder eine oder keine Opposition geben. Wenn sie beide das Gleiche
gewollt hätten, würde es keine Opposition gegeben haben. Wenn sie aber
unterschiedlich gewollt hätten, würde eine Opposition bestanden sein.
Die Opposition heißt, dass einer von beiden unfähig sein muss. Die
Unfähigkeit gehört aber zu den Geschöpfen. Geschöpfe sind nachher
erschaffen und daher unfähig. Diese Eigenschaft gehört nicht zur
Gottheit. Wer unfähig bzw. nachher erschaffen ist, kann kein Gott
sein.
2 Wenn es zwei Götter gegeben hätte, würde einer von ihnen entweder
mächtiger oder nicht mächtiger gewesen sein. Wenn einer der beiden
Götter mächtiger wäre, würde der Zweite unnötig sein. Das Unnötigsein
aber ist eine Fehleigenschaft. Wer fehlbar ist, kann kein Gott sein.
Wenn einer von beiden fähig wäre, alles zu erschaffen, würde es
den anderen nicht geben.
3 Wenn es zwei Götter gegeben hätte, würden sie beim Erschaffen der
Geschöpfe entweder einander gegenseitig benötigt haben oder nicht.
Oder der Zweite würde den Ersten benötigt haben, der Erste aber den
Zweiten nicht.
Im ersten Fall müssten sie unfähig sein, da sie einander gegenseitig
benötigten. Wer aber unfähig ist, kann kein Gott sein. Im zweiten Fall
wenn sie beide einander nicht benötigten, müssten sie beide kein Gott
sein. [Denn in diesem Fall würde einer von beiden überflüssig sein.
Die Eigenschaft "Überfluss" widerspricht der Gottheit.] Denn Gott ist
ein Wesen, das von jedem benötigt wird. Ein Wesen, das man nicht
benötigt, kann kein Gott sein. Im dritten Fall kann ein Wesen, das ein
anderes benötigt, kein Gott sein. Nur das Wesen, das nichts und
niemanden benötigt, kann ein Gott sein. Daher muss es nur einen Gott
geben.
Kâdî Beydavî, Friede sei mit ihm, sagt: Wenn es zwei Götter gäbe,
würden beide gleich mächtig sein. Denn die Macht ist der Grund, dass
die Geschöpfe erschaffen bzw. vernichtet werden. Das Erschaffen und
Vernichtetwerden ist eine gemeinsame Eigenschaft der Geschöpfe.
Demnach würde es kein Wesen geben. Denn, wenn es zwei Götter gäbe,
würde einer von beiden beim Erschaffen der Schöpfung wirken und der
andere nicht oder sie würden beide nicht wirken. So würde man in
beiden Fällen gezwungen sein, eines von diesen beiden Wesen
vorzuziehen, obwohl es nicht nötig ist. Das ist aber unrichtig.
Beim Erschaffen der Schöpfung würden beide Götter keine Wirkung haben.
Wenn es beim Erschaffen und Vernichten der Geschöpfe keine Wirkung
gäbe, würden die Geschöpfe nicht dasein. Wenn es keinen Schöpfer gäbe,
würde es auch keine Geschöpfe geben. Der zweite Fall, dass beim
Erschaffen der Schöpfung einer von beiden Göttern die Wirkung und der
andere keine Wirkung hätte, ist unrichtig, obwohl beide Götter gleich
mächtig seien. Wenn beide Götter gleichzeitig beim Erschaffen eine
Wirkung hätten, müssten zwei Schöpfer selbständig wirken. Das ist aber
unrichtig. Er ist auch nicht möglich, dass zwei Götter beim Erschaffen
der Schöpfung entgegengesetzte Wirkung hätten. Es ist also falsch,
dass es zwei Götter gäbe, die beim Erschaffen der Schöpfung
selbständige Wirkungen haben. Deswegen ist es auch falsch, dass es
zwei Götter gäbe, die gleichzeitig beim Erschaffen der Schöpfung
gemeinsame Wirkung hätten. Es gibt also nur einen Schöpfer. Und einen
zweiten Schöpfer kann es nicht geben. [Es gibt einen absoluten
Schöpfer. ER hat die Schöpfung gewollt und erschaffen. Wenn ER die
Schöpfung nicht gewollt und nicht erschaffen hätte, würde nichts
bestanden sein. Kein Wesen kann aus Nichts entstehen. Es gibt einen
absoluten Schöpfer, der alles erschaffen hat. Die Schreibfeder kann
nicht von selbst schreiben. Damit die Feder schreibt, muss es dazu
einen Grund geben. Wie jeder weiß, ist dieser Grund der Schreiber. Wie
die Feder ohne Schreiber nicht schreiben kann, so kann die Schöpfung
ohne den Schöpfer nicht bestehen.]
4 Wenn es zwei Götter gäbe, und einer von den beiden Götter das
Aufstehen und der andere das Sichsetzen von Zeyd gewollt hätte, würde
Zeyd gezwungen sein, sowohl aufzustehen als auch sich zu setzen. Das
Aufstehen ist der Gegensatz von dem Sichsetzen. Es ist aber unrichtig,
zwei Gegensätze gleichzeitig durchzuführen. Wenn der Wille des einen
Gottes geschehen würde, so müsste der andere hilflos sein. Es ist
nicht anzunehmen, dass der Gott hilflos ist. Denn Hilflosigkeit gehört
zu den Geschöpfen. Ein hilfloses Wesen kann nicht ewig sein. Wie eine
ewige Hilflosigkeit nicht möglich ist, so ist es auch unmöglich, dass
Gott hilflos und erschaffen sei. Anzunehmen, dass Gott hilflos sei,
würde heißen, dass Gott seine Macht verloren habe, während er in
Ewigkeit mächtig war. Das erfordert, dass die Ewigkeit aufhört, zu
bestehen. Wenn dem anderen Gott nicht möglich wäre, zu wollen, dass
sich Zeyd setzt, würde es heißen, dass er unfähig sei. Wer aber
unfähig ist, kann kein Gott sein.
Das Wort "Fî-himâ" im 22. heiligen Vers der Sure Enbiya (Die
Propheten) bedeutet die Wirkung der zwei Götter. Dieser heilige Vers
ist ein endgültiger Beweis, dass es nur einen Schöpfer gibt.
Sa'deddîn-i Teftâzânî, Friede sei mit ihm, weist darauf hin, dass
dieser heilige Vers ein entscheindender Beweis dafür ist, dass zwei
Götter nicht, bestehen können.
So wird verständlich, dass ALLAH, der Erhaben, das unentbehrliche
Wesen, der alleinige Schöpfer und ohne gleichen ist.
Die Beweise der alten griechischen Philosophen, dass ALLAH, der
Erhabene, einziger Schöpfer ist, sind etwa zehn. Die Glaubensgelehrten
erklären durch das Kausalitätsprinzip, dass jede Wirkung durch eine
wirkende Ursache hervorgebracht wird. Die Gelehrten erklären es jedoch
durch den Kausalitätzusammenhang. [Bei Erklärung durch den
Kausalitätszusammenhang stellt man die Frage "Weswegen?" Bei Erklärung
durch das Kausalitätsprinzip bestätigt man die Tatsachen mit dem Wort
"Gewiss".]
Die Wesen können nicht von selbst bestehen. Es gibt einen Schöpfer,
der sie erschafft. Wie es die Schöpfung gibt, so gibt es einen
Schöpfer. Dass es Geschöpfe gibt, ist ein Beweis, dass es den Schöpfer
gibt. [Dieser Schöpfer ist ALLAH, der Erhabene.] Wie die Geschöpfe
Eigenschaften haben, so besitzt auch ALLAH, der Erhabene, der sie
erschaffen hat, diese Eigenschaften.
[Alles außer ALLAH, dem Erhabenen, wird Geschöpfe oder Weltall
genannt. Heute spricht man von der Natur. Alle Geschöpfe waren nicht
da. ALLAH, der Erhabene, hat sie alle erschaffen. Geschöpfe können
erschaffen werden, während sie nicht bestehen und vernichtet werden,
während sie bestehen. Sie sind erschaffen worden, während sie nicht da
waren. Die heilige Hadith, "ALLAH, der Erhabene, war da, während
nichts und niemand bestanden." weist darauf hin, dass es so geschah.
Der andere Beweis, dass das Weltall erschaffen wurde, sind die
ununterbrochenen Veränderungen. Alles ändert sich. Was dagegen ewig
ist, ändert sich nie. Ewig ist ALLAH, der Erhabene, und ewig sind
SEINE Eigenschaften. Diese verändern sich niemals. Bei physikalischen
Vorgängen verändert sich jedoch der Zustand der Materie. Bei
chemischen Vorgängen aber verändert sich die Substanz der Materie. Wir
sehen, dass Gegenstände vernichtet werden, aus denen dann andere
zustande kommen. Heute ist bekannt, dass Materie bei Atomveränderungen
und Kernreaktionen vernichtet wird. Sie verwandelt sich in Energie.
Die Veränderungen und Umwandlungen im Weltall können nicht nicht ohne
Anfang sein. Sie können nicht aus dem Nichts zustande kommen. Alle
diese müssen einen Anfang haben, nämlich aus Urmaterien bzw. Elementen
zustande gekommen sein, die aus dem Nichts erschaffen worden sind.
Der Beweis, dass das Weltall aus dem Nichts erschaffen werden kann,
ist, dass das Weltall nachher erschaffen worden ist. Wir sehen, dass
alles erschaffen wird, während es nicht da war. Gegenstände werden
vernichtet. Daraus entstehen andere Gegenstände. Nach unserem heutigen
Wissen in der Chemie werden 105 Elementen bei chemischen Reaktionen
nicht vernicht. Nur ihr Aufbau verändert sich. Radioaktive Vorgänge
haben bewiesen, dass Elemente und sogar Atome vernicht werden und dass
sich Materie in Energie verwandelt. Einstein, ein deutscher
Atomphysiker hat diese Umwandlung
berechnet und formuliert.
Die ununterbrochenen Veränderungen der Gegenstände können nicht ohne
Anfang zustande kommen. Man darf nicht sagen, dass es ewig geschehen
ist und ewig geschehen wird. Diese Veränderungen haben einen Anfang.
Das heißt, dass ihr Dasein einen Anfang hat. Sie waren alle nicht da
und wurden nachher erschaffen. Wenn die Urmaterien nicht aus dem
Nichts erschaffen worden wären, und wenn ihr Entstehen auseinander von
Ewigkeit zu Ewigkeit ununterbrochen aufeinander gefolgt wäre, würde
dieses Weltall vernichtet worden sein. Denn damit das Weltall vor
Ewigkeit dasein könnte, müsste die Urmaterien, aus denen das Weltall
entstanden sei, vor dem Weltall dasein. Damit das danach Kommende
dasein kann, muss das Vorige früher dasein. Wenn das Vorige da ist,
wird das danach Kommende nicht dasein. Vor der Ewigkeit heißt ohne
Anfang. Wenn das erste Wesen nicht da ist, können die danach kommenden
Wesen nicht dasein. Dem nach müssen alle Wesen nicht existieren. Damit
ein Wesen dasein kann, muss das vorige Wesen, aus dem das danach
kommende Wesen entsteht, früher existieren. Aber die Reihe zwischen
dem Vorigen und dem danach
Kommenden kann nicht unendlich sein. Sonst würden sie alle nicht
dasein.
Dass die Schöpfung augenblicklich besteht, heißt, dass sie nicht ewig,
sondern erschaffen ist. Man muss daran glauben, dass die Schöpfung aus
dem Nichts erschaffen worden ist.
Das Wesen ist zwei. Das eine ist das mögliche Wesen, das nachher
erschaffen worden ist. Das zweite ist das unentbehrliche
Wesen, das ewig vorhanden ist. Wenn das Wesen nur aus dem möglichen
Wesen bestehen würde, würde nichts vorhanden gewesen sein. Denn das
Zustandekommen eines Dinges ist eine Veränderung. Damit eine
Veränderung bei jedem Körper vorkommt, muss nach unserem Wissen eine
äußerliche Kraft, die zuvor vorhanden ist, auf den
betreffenden Körper wirken. Daher kann das mögliche Wesen nicht von
selbst zustande kommen und bestehen. Wenn keine Kraft auf das mögliche
Wesen gewirkt hätte, würde es nicht vorhanden gewesen sein. Wenn ein
Wesen nicht von selbst vorhanden sein kann, kann es auch andere
mögliche Wesen nicht zustande bringen. Das Wesen, das das
mögliche Wesen erschafft, muss das unentbehrliche Wesen sein. Dass die
Schöpfung besteht, zeigt, dass es einen Schöpfer gibt, der sie
erschaffen hat. So wird verständlich, dass ALLAH, der Erhaben, allein
der einzige Schöpfer ist, der nicht gezeugt bzw. nicht erschaffen und
ewig ist.
Man muss glauben, dass ALLAH, der Erhabene, das unentbehrliche Wesen
und der einzige Schöpfer ist, der alle Wesen erschaffen hat. Man muss
unbedingt glauben, dass allein ALLAH, der Erhabene, alles im Dies und
Jenseits ohne Materie, alle Atome, Moleküle, Elemente,
Zusammengesetzte und organische Stoffe, Zellen, das Leben und den Tod,
jedes Ereignis und jede Reaktion, jede Art von Kraft und Energie, alle
Naturgesetze und Vorfälle, alle Seelen und Engel, alle Leblose und
Lebendige aus dem Nichts erschaffen hat und schützt, damit sie
bestehen können. Wie ER alles augenblicklich aus dem Nichts erschaffen
hat, so erschafft ER ständig Wesen voneinander. Am Tage des
Weltuntergangs wird ER alles augenblicklich wieder vernichten. ER ist
der einzige Schöpfer, Herrscher und Schützer aller Wesen. Man muss
glauben, dass ER keinen Herrscher bzw. Vorgesetzten hat. Alle
Erhabenheit und alle vollkommene Eigenschaften gehört IHM. ER hat
keine Fehler und keine Fehleigenschaften. ER tut, was ER will. ER tut
nichts damit SEIN Tun SICH SELBST oder einem anderen nützlich wird. ER
tut nichts als Erwiderung. Es gibt jedoch unerforschliche Ratschlüsse,
Vorteile, Güte und Gaben bei jedem Tun von IHM. ER ist ewig. ER war
nämlich immer da. Das unentbehrliche Wesen
(Wâdschib-ül-wüdschûd) heißt, dass das Wesen ewig und nicht erschaffen
ist. Wenn ER kein unentbehrliches Wesen wäre, müsste ER erschaffen
werden. Das ist Widerspruch. Hudâ heißt im Persischen das Wesen, das
ewig vorhanden ist.
ALLAH, der Erhabene, ist unabhängig von Zeit und Raum. Weil keine
Änderung bei IHM stattfindet, darf man nicht denken, dass ALLAH, der
Erhabene, in Vergangenheit anders bzw. in Zukunft veränderlich ist.
ALLAH, der Erhabene, ereignet sich in und vereinigt sich mit keinem
Wesen. ALLAH, der Erhabene, hat keinen Gegensatz, keinen Partner,
keinen Helfer, keinen Schützer und ist ohne gleichen. ER hat keine
Mutter, keinen Vater, keinen Sohn, keine Tochter, keine Frau. Überall
und immer umfasst ER alle Dinge. ER ist jedem Menschen näher als seine
Schlagader. ER ist überall anwesend und umfasst alle Dinge. Diese
Anwesenheit und Umfassung sind jedoch nicht so, wie wir es verstehen.
SEINE Nähe kann durch die Vernunft der Gelehrten, durch die
Intelligenz der Wissenschaftler und durch die Erleuchtung der Heiligen
nicht begriffen werden. Die Vernunft bzw. der Verstand kann deren
Angelegenheiten nicht verstehen. ALLAH, der Erhabene, ist mit SEINEN
Eigenschaften einzig. ER SELBST und SEINE Eigenschaften ändern sich
nicht.
Im Weltall besteht eine wunderbare Ordnung. Man findet während den
naturwissenschaftlichen Forschungen unter den Geschöpfen im Weltall
immer neue Beziehungen. Der Wesen, das diese Ordnungen erschaffen hat,
muss lebendig und unsterblich, allwissend, allmächtig, willkürlich,
hörend, sehend, sprechend und schöpferisch sein. Denn Sterblichkeit,
Unwissenheit, Machtlässigkeit, Gezwungensein, Taubheit und Stummheit
sind Mängel. Es ist unmöglich, dass der
Schöpfer, der das Weltall ordnungsmäßig erschaffen hat, solche Mängel
besitzt.
Alle Wesen, von Atomen bis zu den Sternen, sind genauen Berechnungen
und Naturgesetzen gemäß erschaffen worden. Die Ordnung, die durch
Physik, Chemie, Astronomie und Biologie entdeckt worden ist, ist
wunderbar. Selbst musste Darwin gestehen, als er an das Sehvermögen
des Augens dachte: "Es geht über meinen Verstand!" Kann ALLAH, der
Allmächtige, der alle Gesetze und die genauen Berechnungen, die man in
Naturwissenschaften studiert, erschaffen hat,
fehlbare Eigenschaften besitzen?
Wir sehen vollkommen Eigenschaften auch bei Geschöpfen. ER hat diese
Eigenschaffen bei SEINEN Geschöpfen erschaffen. Wie könnte ER diese
Eigenschaften bei SEINEN Geschöpfen erschaffen, wenn ER diese nicht
hätte. Sonst würden SEINE Geschöpfe vorzüglicher sein als ER SELBST.
Der Schöpfer, der die Welten erschaffen hat, muss alle vollkommenen,
aber keine fehlbare Eigenschaften haben. Denn wer
fehlbar ist, kann kein Schöpfer, Hudâ, sein.
Sowohl vernünftige Beweise, als auch heilige Verse im heiligen Koran
und heilige Mitteilungen des heiligen Propheten zeigen deutlich, dass
ALLAH, der Erhabene, vollkommene Eigenschaften besitzt. Man darf
keinen Zweifel darüber hegen. Im Zweifel darüber sein führt zum
Unglauben. Die oben erwähnten Eigenschaften heißen ständige
Eigenschaften. ALLAH, der Erhabene, hat nämlich acht ständige
Eigenschaften. Es entsteht keine Fehler bzw. keine Verwirrung und
keine Änderung bei SEINEM Wesen und SEINEN Eigenschaften und bei
SEINEM Tun.]
Wir haben bereits erwähnt, dass im heiligen Koran viele heilige Verse
stehen, die mitteilen, dass ALLAH, der Erhabene, in Person und in
SEINEN Eigenschaften und bei SEINEM Tun einzig ist. Im ersten heiligen
Vers der Sure Ihlas (Die Öffnende) heißt es sinngemäß: Lob sei ALLAH,
dem Schöpfer aller Welten. Der 163. heilige Vers der Sure Bekara
(Die Kuh) lautet dem Sinn nach: Und euer Gott ist ALLAH, der einzige
Gott; es gibt keinen Gott außer IHM, dem Erbarmer, dem Barmherzigen.
Es gibt viele ähnliche Mitteilungen im heiligen Koran.
Nach den Lexikologen haben die Wörter "Einziger" und "Alleiniger" die
gleiche Bedeutung. Aber wenn man es eingehender untersucht, sieht man,
dass diese Wörter unterschiedlich verwendet werden. Denn mit dem Wort
"Einziger" meint man im allgemeinen "Alleiniger". Das Wort "Einheit"
ist der Gegensatz des Wortes Mehrheit. Das Wesen, das einzig ist, ist
frei von Gegensätzen und Gemeinsamkeiten. Das einzige Wesen ist kein
zusammengesetztes Wesen. Es ist unabhängig von Farben, Mengen und
dergleichen. Das einzige Wesen ist ohnegleichen. Das einzige Wesen hat
keine Ähnlichkeit mit materiellen bzw. geistigen Wesen, die teilbar
oder unteilbar sind. Wer Einziger ist, ist ohnegleichen und ER ist
ALLAH, der Erhabene. [Ein anderer Unterschied zwischen Alleiniger und
Einziger ist, dass der Begriff Einziger den Begriff Alleiniger
umfassen kann. Wer Einziger ist, ist zugleich Alleiniger. Aber ein
Alleiniger ist nicht immer ein Einziger.]
ALLAH, der Erhabene, ist barmherzig mit SEINEN Dienern. Der 30.
heilige Vers der Sure Âl-i imrân (Das Haus Imrân) besagt sinngemäß:
Sprich: "So ihr ALLAH liebet, so folget mir. Lieben wird euch ALLAH
und wird euch eure Sünden verzeihen, denn ALLAH ist verzeihend und
barmherzig." [Der heilige Prophet teilte mit: Denkt an die Geschöpfe
ALLAHs, des Erhabenen und nicht an SEIN Wesen. Denn ihr könnt SEIN
Wesen nicht begreifen. Kein Geschöpf kann
seinen Schöpfer begreifen. Mit einer anderen heiligen Hadith sagte der
heilige Prophet, Friede sei mit Ihm: ALLAH, der Erhabene, ist über
alle Vorstellungen erhaben.]
Und was sagt Ihr dazu ? Ich bin echt beeindruckt.
dirarx
Der Beweis für die Richtigkeit des Daseins von Allah wird auf zwei
Wegen durchgeführt:
- Vernunftsbeweis ohne Berücksichtigung des Qur´an und der
Prophetenschaft
- Quellenbeweis durch Analyse des Offenbarungsphänomens und der
Quellen
1. Vernunftsbeweis des Daseins von Allah
Bei der vernunftgemäßen Beweisführung für das Dasein Allahs gehen wir
zunächst von einer Ausgangs-Antithese und den aus ihr abgeleiteten
Folge-Thesen aus.
Das Ergebnis der Beweisführung dieser Thesen wird zur Bestätigung des
Daseins von Allah führen.
Anti-These: Allah existiert nicht.
Ausgehend von dieser Anti-These ergeben sich als Erklärungsmöglichkeit
für die Existenz des Kosmos (d. h. für die Entstehung des Lebens und
der Gesamtheit alles Seienden) zwei Folge-Thesen:
- Die Existenz des Kosmos hat keinen Beginn.
- Die Existenz des Kosmos hat einen Beginn.
These 1: Die Existenz des Kosmos hat keinen Beginn.
Vor der Behandlung dieser Erklärungsmöglichkeit für die Existenz des
Kosmos müssen zum besseren Verständnis zunächst die Seinsarten
eingeführt und definiert werden.
Die Vernunft unterscheidet drei Arten des Seins:
- Notwendiges Sein
- Unmögliches Sein
- Kontingentes Sein
Notwendiges Sein
Darunter wird jedes Sein beschrieben, dessen Nicht-Existenz die
Vernunft kategorisch ausschließt.
Das notwendige Sein wird nochmals unterteilt in:
a. das unbedingt notwendige Sein, d. h. das aus sich selbst seiende
Sein, das keiner Wirkursache für seine Existenz bedarf. Dies ist die
Existenz Des Schöpfers.
b. das bedingt notwendige Sein, d. h. das nicht aus sich selbst
seiende Sein, das einer äußeren Wirkursache für seine Existenz bedarf,
z. B. die Notwendigkeit der Inanspruchnahme eines Raumbereichs für
jeden Körper im Daseins-Zustand der Existenz.
Unmögliches Sein
Darunter wird jedes Sein beschrieben, dessen Existenz die Vernunft
kategorisch ausschließt, z.B. die Unmöglichkeit der
Nicht-Inanspruchnahme eines Raumbereichs für einen Körper im
Daseins-Zustand der Existenz.
Kontingentes bzw. Mögliches Sein
Darunter wird jedes Sein beschrieben, dessen Existenz oder
Nicht-Existenz die Vernunft annehmen kann, z.B. die Möglichkeit der
Existenz oder Nicht-Existenz eines Seienden (Mensch, Tier, ...).
Nach der Definition der Seinsarten fallt der Kosmos in die Kategorie
des kontingenten Seins, weil man seine Nicht-Existenz vor und nach
seiner gegenwärtigen Existenz annehmen kann, ohne dabei in einen
widervernünftigen Widerspruch zu geraten.
Widerlegung der These:
Die Zusammengesetztheit und die ständig stattfindenden Veränderungen
des Kosmos beweisen seine Zugehörigkeit zur Kategorie der "nicht aus
sich selbst Seienden" und schließen damit die Zugehörigkeit zur
Kategorie der "aus sich selbst Seienden", bzw. die Kategorisierung als
"unbedingt notwendiges Sein" per definitionem implizit aus.
Die These, der Kosmos habe sich vor seinem jetzigen Daseins-Zustand
der Existenz niemals im Daseins-Zustand der Nicht-Existenz befunden
bzw. es habe niemals eine Veränderung des Daseins-Zustandes gegeben,
stellt einen Widerspruch zu den o. a. Definitionen dar,
- weil nur das "unbedingt notwendige Sein'" aus sich selbst seiend und
ohne Beginn bzw. ohne Ende ist und
- weil der Kosmos nicht zur Kategorie der "aus sich selbst Seienden"
gezählt werden kann.
Weiterhin muss die Annahme der Möglichkeit einer unendlichen
Zurückverfolgung der Ursache des kontingenten Seienden bzw. das
Zurückführen der Existenz von kontingenten bzw. möglichem Sein bis in
die Unendlichkeit auf ein jeweils vorhergehendes kontingentes bzw.
mögliches Sein ohne Annahme einer ersten Wirkursache als
widervernünftig zurückgewiesen werden. Denn diese Annahme impliziert,
dass alle angenommenen Vorgänger nicht aus sich selbst seiend sind, d.
h. sie sind verursacht durch Verursacher.
Nach den Regeln der Logik und der Vernunft können diese Vorgänger als
Verursachte nicht den ersten Anfang darstellen. Daraus folgt, dass es
axiomatisch ein erstes "Notwendiges Sein" geben muss, welches absolut
aus sich selbst seiend ist, d. h. es muss eine erste Wirkursache
geben, die eine erste Existenz des Kosmos hervorgebracht hat, welcher
erst danach als Verursacher bzw. als erster Vorgänger der folgenden
Kontingenten Seienden angenommen werden kann.
Weiterhin muss die Annahme "die Existenz des Kosmos beruhe auf fort
laufenden Veränderungen ohne erste Wirkursache" als widervernünftig
zurückgewiesen werden. Denn die Behauptung, die Existenz des Kosmos
lasse sich erklären durch Veränderung der Materie und des Raumes (sog.
Urknall) und die darauffolgende Ausdehnung der Materie im Raum, setzt
apriori die Existenz von Materie und Raum voraus, ohne jedoch deren
Herkunft zu erklären.
Ebenso fehlt die Erklärung der Ursache für den Urknall und weiterhin
fehlt die Erklärung für die Ursache der Dimension Zeit.
Diese Art der Beweisführung (Erklärung der Herkunft der Schöpfung bzw.
der Materie durch die als existent angenommene Schöpfung bzw. Materie)
ist eine versteckte Form des unzulässigen Zirkelbeweises (Circulus
vitiosus).
These 2: Die Existenz des Kosmos hat einen Beginn.
Die These, der Kosmos habe sich vor seinem jetzigen Daseins-Zustand
der Existenz in einem anderen Daseins-Zustand der Nicht-Existenz
befunden mit gleichzeitiger Negierung einer äußeren Wirkursache, d. h.
mit gleichzeitiger Annahme des Nicht-Daseins eines Schöpfers,
widerspricht der Vernunft, weil die Annahme der Möglichkeit der
Veränderung eines Daseins-Zustandes ohne äußere Wirkursache
vernunftmäßig ausgeschlossen ist. Nach den Regeln der Logik und der
Vernunft muss jedes Sein seinen Daseins-Zustand unverändert
beibehalten, wenn es nicht durch einen Veränderer verändert wird und
durch ihn in einen neuen Daseins-Zustand versetzt wird.
Beispiele:
- Eine Waage, die sich im stabilen Gleichgewicht befindet, wird diesen
Zustand nach den Regeln der Vernunft (vergleiche physikalische
Gesetze) so lange beibehalten, bis eine äußere Wirkursache eine
Veränderung herbeiführt.
- Ein Körper, der sich im Weltall bewegt, wird die einmal
eingeschlagene Richtung und die Anfangsgeschwindigkeit solange
konstant beibehalten, bis eine äußere Wirkursache eine Veränderung
herbeiführt (vergleiche Massenträgheitsgesetz).
Eine Veränderung ohne äußeren Einfluss, d. h. ohne Wirkursache, ist
bei beiden Beispielen undenkbar.
Zusammenfassung der Vernunftsbeweise von Allahs Dasein
Die Beweisführung durch Verifizierung bzw. Falsifizierung der
aufgestellten Thesen führt mit Gewissheit zu der Feststellung, dass
- es ohne Wirkursache keine erste Existenz und keine ersten Seienden
geben kann,
- es einen zeitlichen Beginn für den Kosmos geben muss,
- der Kosmos nicht die Wirkursache seines Selbst, seiner eigenen
Existenz, sein kann.
Diese drei durch die Vernunft gewonnenen Erkenntnisse führen uns
unweigerlich zu einer weiteren Wahrheit, nämlich, dass die Existenz
einer vom Kosmos unabhängigen und verschiedenen Wirkursache angenommen
werden muss, die unveränderlich und unbedingt durch sich selbst
seiend, auf sich selbst ruhend, sich selbst genügend und keines Seins
außer ihrer selbst bedürfend ist.
Diese Erkenntnis bestätigt zweifelsfrei das Dasein von Allah. Der
weitere Vernunftsbeweis für das Dasein von Allah kann durch den
teleologischen Beweis erbracht werden.
2. Teleologischer Beweis des Daseins von Allah
Telos (griech.: Ziel, Zweck) bedeutet in etwa Endzweck, höchstes Ziel.
Teleologie ist die Lehre von der Zielgerichtetheit jeder Entwicklung.
Sie bezeichnet philosophische Lehren, deren Grund-These lautet, dass
alle Geschehnisse -sowohl Naturereignisse als auch der Verlauf der
Geschichte und menschliches Handeln -auf ein bestimmtes, positiv zu
bewertendes Ziel (Telos) gerichtet sind. Dieses Ziel kann als
Zweckursache (Causa) verstanden, alle Handlungen, Bewegungen und
Entwicklungen in der Welt erklären und ihnen gleichzeitig auch einen
Sinn geben, da alles zur Realisierung dieses Ziels beiträgt.
Grundlage der teleologischen Beweisführung für die Existenz Allahs in
der Islamologie ist die vernunftgemäße Erkenntnis der
Zielgerichtetheit allen Seins. Wir erkennen,
- dass eine nicht zu leugnende Zweckmäßigkeit in der Natur besteht,
die rein mechanistisch unerklärbar erscheint.
Diese der Natur zugrunde liegende Ordnungsstruktur und deren
Gesetzmäßigkeit versuchen z. B. die Naturwissenschaften allmählich zu
entdecken, ohne jedoch grundlegend weiterzukommen.
- dass alle Naturerscheinungen, wenn überhaupt, nur kausal zu
verstehen sind.
Denn wären nicht alle Vorgänge in der Welt verursacht und gesetzmäßig
determiniert, wäre es uns nicht möglich, sie zu verstehen, d. h.,
kausal zu deuten und zu untersuchen (nach dem Denkschema
Ursache-Wirkung), da wir nur das verstehen, dessen Ursachen wir
kennen.
- dass der Kosmos bzw. die Materie seine/ihre eigene Zweckursache
nicht beabsichtigt haben kann und die kosmische Ordnungsstruktur nicht
hervorgebracht haben kann.
- dass die kosmische Ordnungsstruktur und somit alle
Existenzbedingungen nicht durch Zufall entstanden sein können.
Nach den mathematischen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit ist der Zufall
in dieser Größenordnung nur bei den ganz einfachen Strukturen möglich,
nicht aber bei den komplexen bzw. sehr komplizierten Strukturen der
kosmischen Ordnung.
- dass der kausale Zusammenhang ein Ziel bzw. eine erste Zweckursache
haben muss.
Denn ein Zweck als Ziel einer Willenshandlung (als Vorwegnahme einer
erstrebten Situation Gedanken) setzt ein zwecksetzendes Bewusstsein
voraus.
Dieses Ziel, das man als Final- bzw. Zweckursache (causa finalis)
definiert, muss von einer unbedingt notwendigen, allwissenden und
allmächtigen Wesenheit beabsichtigt sein, denn nur durch diese Annahme
kann die gesamte Ordnungsstruktur des Kosmos, nach der alles einen
bestimmten Sinn hat, logisch erklärt werden.
Die Vernunft führt uns zu der Gewissheit, dass diese Wesenheit Allah
sein muss.
3. Quellenbeweis des Daseins von Allah
durch Analyse des Offenbarungsphänomens und der Quellen
Grundlage dieser Art der Beweisführung für das Dasein Allahs ist die
vernunftgemäße Erkenntnis der Offenbarung und der vernunftgemäßen
Erkenntnis der Korrektheit ihrer Überlieferung.
Aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen ist die Tatsache der
Offenbarung und ihre unverfälschte Überlieferung durch eindeutige
Mutawatir-Überlieferungen bewiesen.
Durch Mutawatir-Überlieferung steht zweifelsfrei fest,
- dass der gesamte Text des Qur´an direkt auf Muchammed, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, zurückzuführen ist,
- dass der Gesandte Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
dessen Integrität nachweislich außer Frage steht, immer wieder
betonte, dass der Qur´an eine Offenbarung Allahs ist, die durch den
Engel Dschibril übermittelt wurde.
- dass gravierende Unterschiede bestehen in Bezug auf Sprache, Inhalt
und Stil, sowie in Bezug auf Syntax, Rhythmik und Phonetik zwischen
den geoffenbarten Qur'an-Texten und Äußerungen (Hadi'sen) des
Gesandten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in seiner
Funktion als Gesandter Allahs und andererseits zwischen Texten und
Äußerungen der Privatperson Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, d. h. außerhalb des Aufgabenbereichs als Allahs Gesandter.
Weitergehende Detailfragen, ausführliche Erläuterungen und Beispiele
zu den genannten Mutawatir-Überlieferungen sind den Standardwerken der
Qur'an-Wissenschaften zu entnehmen.
Nach dieser Beweisführung kommt man zu dem Ergebnis, dass man den Iman
an den Inhalt des Qur´an verinnerlichen muss, sowie den Iman an das
Dasein ALLAHs auf die Art und Weise, wie es im Qur´an immer wieder
wiederholt und bestätigt wird.
At-Tauhid
Der Iman an die Einzigkeit und Einheit Allahs
1. Definition
Tauhid bezeichnet als Fachbegriff der Islamologie den bewusst
verinnerlichten, uneingeschränkten und rationalen Iman an die
Einzigkeit und Einheit Allahs.
Tauhid schließt somit Dualität, Trinität, Pluralität, Teilbarkeit und
jegliches Mysterium in Bezug auf Allah (ta'ala) kategorisch aus.
Es gibt nichts Seinesgleichen.
(42:11)
Sag: 'ER ist Allah, einzig! Allah, Er ist As-Samad! (d. h. Der absolut
Selbständige, Der niemandem bedarf, alles und jeder aber bedarf
Seiner). Nie zeugte Er und nie wurde Er gezeugt, und nie ist Ihm
jemand ebenbürtig!'
(112:1-4)
Im islamologischen Kontext ist die Verwendung deutscher Begriffe wie
Monotheismus und Eingottglauben als Synonyme für Tauhid ungeeignet,
weil im deutschen Sprachgebrauch diese Fachbegriffe auch im Kontext
mit Glaubensinhalten nicht-muslimischer Gemeinschaften verwendet
werden, für welche die o. g. Definition von Tauhid nicht verbindlich
ist.
Tauhid stellt das fundamentale Axiom der Gesamtheit der Iman-Inhalte
dar und bildet somit die zentrale Aussage des Islam.
Allah ist Er. Es gibt keine Gottheit außer Ihm, Der Lebendige (ohne
Ende), Der Allverantwortliche; Ihm kommt weder Schläfrigkeit noch :
Schlaf bei; Ihm gehört, was in den Himmeln und was auf Erden ist. Wer
ist dieser, der bei Ihm Fürsprache einlegen könnte außer mit Seiner
Erlaubnis?! Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen ist, doch sie
umfassen nichts von Seinem Wissen außer dem, was Er will. Das Kursi
(das aufeinander Gebaute, die Stütze, das Wissen) von Ihm umfasst die
Himmel und die Erde, und Ihm fällt es nicht schwer, sie zu bewahren.
Und Er ist Der Allhöchste, Der Allerhabene.
(2:255)
"Tauhid" bedeutet in der Praxis, dass Muslime mit Gewissheit den Iman
an folgendes verinnerlichen!:
1.Allah ist einziger und alleiniger Schöpfer aller Dinge und außer IHM
existiert kein anderer Schöpfer.
Ihm alleine gehören die Schöpfung und das Gebieten! Immer
allerhabener ist Allah, Der Herr aller Schöpfung.
(7:54)
Daraus folgt:
- die Anerkennung der uneingeschränkten und alleinigen Herrschaft
Allahs über die gesamte Schöpfung und alles Geschaffene;
- die Anerkennung, dass innerhalb und außerhalb der Schöpfung nichts
ohne das Wissen und ohne den Willen Allahs geschieht;
- die Anerkennung Allahs als einzigem und alleinigem wirklich
Handelnden innerhalb und außerhalb der Schöpfung.
Allah ist alleiniger und einzig wahrer Gott, dem Anbetung durch die
Verrichtung 'lbadah: wie Salah, 'Sakach, Sijam, Hadsch, ...) gebührt.
Und dient Allah und betreibt Ihm gegenüber keinerlei Schirk.
(4:36)
Sag: 'Mein rituelles Gebet, mein Opfern, mein Leben und mein Tod
gehören Allah, Dem Herrn aller Schöpfung. Er hat keinen Partner. Und
dies wurde mir geboten, und ich bin der erste der Muslime.' Sag: 'Soll
ich mir etwa einen anderen Herrn außer Allah nehmen? -und Er ist Der
Herr aller Dinge!'
(162:164)
Sag: 'Ich bin nur ein Mensch euresgleichen, dem Wachii zuteil wird,
dass euer Gott nur ein einziger Gott ist. Wer dann die Begegnung
seines Herrn erwartet, der soll eine Allah gefällige Guttat
vollbringen und dem Dienen seines Herrn gegenüber keinerlei Schirk mit
einem anderen betreiben.
(18:110)
Und WIR entsandten vor dir keinen Gesandten, ohne dass Wir ihm Wachii
zuteil werden ließen: 'Es gibt keine Gottheit außer Mir, so dient nur
Mir.'
(21:25)
Daraus folgt:
- die Verpflichtung zu Liebe, Aufrichtigkeit (Ichlas), Loyalität und
Verantwortlichkeit gegenüber Allah.
Und von den Menschen sind einige, die sich anstelle von Allah etwas
Ebenbürtiges nehmen. Sie empfinden für sie Liebe wie ihre Liebe zu
Allah. Doch diejenigen, die den Iman verinnerlichten, lieben Allah
noch viel mehr.
(2:165)
Sag: 'Sollten euch eure Eltern, eure Kinder, eure Geschwister, eure
Ehepartner, euer Stamm, Vermögenswerte, die ihr erworben habt, Handel,
dessen Stillstand ihr fürchtet, und von euch bevorzugte Wohnstätten
lieber sein als Allah, Sein Gesandter und Dschihad auf Seinen Weg,
dann wartet ab, bis Allah Seine Bestimmung (Bestrafung) vollzieht!'
Allah leitet gewiss die Fisq-betreibenden Menschen nicht recht.
(9:24)
- die Verpflichtung, nur vor Allah Ehrfurcht zu haben.
Und habt vor Mir alleine Ehrfurcht!
(16:51)
Und wenn Allah dir Unglück zustoßen lässt, so kann niemand es
beseitigen, außer Ihm. Und wenn Er dir Gutes bestimmt, so kann niemand
Sein Fadl abwenden. Er trifft damit von Seinen Dienern, wen Er will.
Und Er ist Der Allvergebende, Der Allgnädige.
(10:107)
- die Verpflichtung, einzig und allein auf Allah zu vertrauen und Ihn
um Hilfe anzuflehen bei Dingen, die nur Er vollbringen kann [z.B.
Heilung von Krankheit, materielle und immaterielle Versorgung (Ri'sq).
Und richte nicht an das Bittgebete anstelle von Allah, was dir weder
nutzt noch schadet. Und solltest du es tun, dann bist du sicherlich
einer der Unrecht-Begehenden.
(10:106)
Sag: 'Soll ich etwa anstelle von Allah einen anderen als Wali nehmen,
Dem Schöpfer der Himmel und der Erde, Der zu speisen gibt, während Er
nicht gespeist wird?!' Sag: 'Und mir wurde geboten, der Erste zu sein,
der den Islam annahm/sich hingab.' Und gehöre nicht zu den
Schirk-Betreibenden!
(6:14)
- die Verpflichtung, sich einzig und allein Allah hinzugeben und zu
dienen auf die von Ihm gebotene Art und Weise.
Und wer Schirk Allah gegenüber betreibt, ist gewiss weit in die Irre
gegangen.
(4:116)
Und Ich erschuf die Dschin und die Menschen nur, um Mir zu dienen
(51:56)
Allah) ist alleiniger und einziger Besitzer vollkommenster
Eigenschaften und erhaben über jegliche Arten von Mangelhaftigkeiten.
Daraus folgt das kategorische Ausschließen:
- der Annahme jeglicher Mangelhaftigkeiten und Unvollkommenheiten in
Bezug auf Allah, Seine Namen und Seine Eigenschaften.
-der Annahme einer Ähnlichkeit, der Herstellung eines Vergleichs oder
der Gleichsetzung Allahs, Seiner Namen und Eigenschaften mit der
Schöpfung. Dies impliziere Unzulässigkeit, Allah mit Namen und
Eigenschaften zu benennen, die in ihren Bedeutungsnuancen Seinen
Namen und Eigenschaften widersprechen, z. B.:
a) Benennung mit Begriffen, die eine Zuordnung bzw. Beigesellung von
Partnern zu Allah ausdrücken (Sohn, Vater, ...)
b) Vorstellung von Inkarnation und Anthropomorphismus
c) Benennung mit Begriffen, die Unvollkommenheit ausdrücken (leidend,
sterblich, müde, etc.)
Alle Namen und Eigenschaften, die sowohl für Allah als auch für die
Geschöpfe verwendet werden [z.B. erhaben, mächtig, jad (wörtl.:
Hand)], sind folgendermaßen zu verstehen: Es besteht Gemeinsamkeit
und Ähnlichkeit ausschließlich im externen sprachlichen Bereich, d.h.
in der Schreibweise und Aussprache dieser Worte, jedoch besteht
keinerlei Ähnlichkeit in Bezug auf die interne Substanz, d. h. im
Bedeutungsinhalt dieser Worte. Imam ibn Hanbal sagte: "Allah darf nur
mit Eigenschaften beschrieben werden, mit denen Er Sich Selbst oder
Sein Gesandter Ihn beschrieb. Dabei darf man nicht über den Qur´an
oder die Sunnah hinausgehen."
Aus den o.g. Gründen sagten die Gelehrten, u.a. Imam Malik in Bezug
auf die Interpretationsmöglichkeit dieses Ajachs:
"Die Bedeutung von Istiwaa (wörtlich: den Platz einnehmen) ist
sprachlich bekannt. Die Art und Weise von Istawaa in diesem
Zusammenhang ist jedoch unbekannt. Der Iman daran ist Pflicht und sein
Hinterfragen ist eine unerlaubte Erfindung (bid'a,)"
Das absolute Primat des Iman-Artikels von Tauhid als wichtigste
zentrale Iman-Grundlage wird in den Worten der Schehada
(Islam-Bekenntnis) zum Ausdruck gebracht:
Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Allah gibt und ich bezeuge,
dass Muchammed Allahs Gesandter ist!
2. Allahs Eigenschaften
Allah) besitzt die absolut schönsten und vollkommensten Eigenschaften
und ist absolut fern von jeglichen Mangelhaftigkeiten oder
Unvollkommenheiten.
2.1. Einfache Darstellung der Eigenschaften Allahs
Diese wird in zwei Gruppen vorgenommen:
2.1.1. Die Eigenschaften des Wesens
Diese Gruppe beinhaltet sämtliche Eigenschaften Allahs, die mit Seinem
Wesen unzertrennlich zusammenhängen, z.B.:
die Eigenschaft des Wesens, die Lebendigkeit, die Einzigartigkeit, die
Anfangslosigkeit, die endlose Beständigkeit, die Unterschiedlichkeit
zum Geschaffenen, die absolute Selbständigkeit, der grenzenlose
Reichtum, die Allgnade, die vollkommene Weisheit, die unvorstellbare
Erhabenheit, das Allwissen, der Wille, die Allmacht, das Sprechen, das
Allhören, das Allsehen, etc.)
2.1.2. Die Eigenschaften des Handelns
Diese Gruppe umfasst sämtliche Eigenschaften Allahs, die mit Seinem
Willen und Seiner Allmacht zusammenhängen, z. B.:
die Zufriedenheit, Erweisung von Gnade, das Beleben, etc.)
Muslime verstehen die Eigenschaften beider Gruppen, wie es Allah
gebührt, d. h. ohne Vermenschlichung, Verbildlichung, Verleugnung,
Aufhebung, Entstellung, Verdrehung, auch ohne eigenmächtige
Bestimmung der Eigenart dieser Eigenschaften.
Imam Asch-Schafi'i sagte: "Ich habe den Iman verinnerlicht an Allah,
und an das, was Allah offenbarte, wie Allah es will.
Und ich habe den Iman verinnerlicht an den Gesandten Allahs, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, und an das, was der Gesandte Allahs, Allahs
Segen und Frieden auf ihm verkündete, wie der Gesandte Allahs, Allahs
Segen und Frieden auf ihm es wollte."
2.2. Ausführliche Darstellung der Eigenschaften Allahs
Gewiss besitzt Allah unzählige Eigenschaften der Vollkommenheit.
in folgenden sollen die umfassenden Vollkommenheits-Eigenschaften
näher erläutert werden. Sie werden in vier Hauptgruppen mit insgesamt
20 Haupt-Eigenschaftenn unterteilt:
2.2.1. Die Eigenschaft des Wesens (as-sifatun-nafsija)
2.2.2. Die antonymlosen Eigenschaften (As-sifatus-salbija)
2.2.2.1. Die Einzigartigkeit (Al-wachdanija)
2.2.2.2. Die Anfangslosigkeit (Al-qidam)
2.2.2.3. Die endlose Beständigkeit (Al-baqaa)
2.2.2.4. Die absolute Selbständigkeit (Al-qiyamu bin-nafs)
2.2.2.5. Die Unterschiedlichkeit zum Geschaffenen
(muchalafatul-hawadi's)
2.2.3. Die essentiellen Eigenschaften (sifatul-ma' ani)
2.2.3.1. Das Allwissen (Al-'ilm)
2.2.3.2. Der Wille (Al-irada)
2.2.3.3. Die Allmacht (Al-qudra)
2.2.3.4. Das Sprechen (Al-kalam)
2.2.3.5. Das Allhören (As-sama')
2.2.3.6. Das Allsehen (Al-basar)
2.2.3.7. Die Lebendigkeit (Al-haja)
2.2.4. Die abgeleiteten Eigenschaften (As-sifatul-ma' anawija)
Das Eigenschaft des Wesens bedeutet nichts anderes als das Dasein
Allahs (Al-wudschud).
Nach dem islamischen Menschenbild benötigt der Mensch keinen
zusätzlichen Beweis für die Erkenntnis des Daseins Allahs, seines
Schöpfers, da der Iman an Diesen Schöpfer durch die Schöpfung in der
Natur des Menschen immanent vorhanden ist (Al-Fitra).
Dies bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von den Einflüssen ihres
sozialen Umfelds, die natürliche Fähigkeit besitzen, Allah ohne fremde
Hilfe zu erkennen.
Diese naturgegebene Erkenntnisfähigkeit des Daseins von Allah wird vor
allem in Krisen- und Grenzsituationen deutlich.
In ausweglosen Situationen flehen alle Menschen, auch diejenigen,
welche das Dasein Allahs im normalen Leben abstreiten, Allah um Hilfe
an.
Und wenn dem Menschen Unglück zustößt, richtet er an Uns Bittgebete im
Liegen, im Sitzen oder im Stehen. Und wenn Wir von ihm sein Unglück
wegnehmen, fahrt er fort, als richtete er an Uns niemals Bittgebete
wegen des Unglücks, das ihm zustieß. Derart wird den Maßlosen schön
gemacht, was sie zu tun pflegten.
(10:12)
Und was ihr an Gaben habt, dies ist von Allah. Und dann, wenn Unglück
euch trifft, zu Ihm alleine fleht ihr. Dann, wenn Er das Unglück von
euch beseitigt, gibt es eine Gruppe von euch, die ihrem Herrn
gegenüber Schirk betreibt.
(53:54)
Das Dasein bzw. das Wesen Allahs unterscheidet sich grundlegend vom
Dasein der Schöpfung.
Das Dasein Allahs hat keinen Beginn und kein Ende und ist unabhängig
von einem Schöpfungsakt, d. h. Allah ist aufgrund Seines Wesens aus
Sich Selbst seiend.
Das Dasein des Geschaffenen ist dagegen zeitlich begrenzt, abhängig
und erschaffen, d. h. sein Dasein kann nur durch eine
Schöpfungshandlung bewirkt werden, durch welche sie vom Zustand der
Nicht-Existenz in die Existenz gebracht wird und somit einen Anfang
erfahrt.
Ein Teil des Geschaffenen (z. B. Menschen, Dschin) wird dann im
Zustand der Existenz bleiben, und ein anderer Teil (z. B. Tiere) wird
wieder in den Zustand der Nicht-Existenz zurückkehren.
Der Islam verbietet das Hinterfragen des Wesens Allahs, weil die
Menschen mit ihren eingeschränkten geistigen Kräften und Fähigkeiten
das Wesen Allahs nicht erfassen können. Sie sind jedoch imstande, SEIN
unbedingt notwendiges Dasein zu erkennen.
Deshalb fordert der Islam die Muslime auf, statt mit dem Wesen Allahs
sich intensiv mit der Schöpfung Allahs auseinander zusetzen, weil das
im Bereich ihrer eingeschränkten intellektuellen Möglichkeiten liegt
und den Iman an Allah vertieft.
Wer ist dieser, der bei Ihm Fürsprache einlegen könnte außer mit
Seiner Erlaubnis?! Er weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen ist,
doch sie umfassen nichts von Seinem Wissen außer dem, was Er will.
(2:255)
Das Sehvermögen erfasst Ihn nicht, aber Er erfasst das Sehvermögen.
Und Er ist Der Allgütige, Der Allkundige.
(6:103)
2.2.2. Die gegenteilosen Eigenschaften (as-sifatus-salbija)
Diese Eigenschaften schließen kategorisch die Existenz ihrer
dazugehörigen Antonyme, d. h. ihrer jeweiligen Gegen-Eigenschaften,
bezüglich des Daseins von Allah aus.
Man unterscheidet fünf antonymlose Haupt-Eigenschaften:
2.2.2.1. Die Einzigartigkeit (al-wachdanija)
Dieses Eigenschaft schließt jegliche Form von Dualität, Trinität,
Pluralität oder Teilbarkeit in Bezug auf das Wesen Allahs und Seine
Eigenschaften aus und impliziert, dass weder Allah noch Seine
Eigenschaften aus Teilen zusammengesetzt sind.
Sag: 'Er ist Allah, einzig!'
(112:1)
Würde Allah aus einzelnen Teilen bestehen bzw. wäre Er Teil eines
Ganzen, Teil einer Gruppe oder einer unter mehreren, könnte man die
Schlussfolgerung ziehen,
- dass ER der Unterstützung anderer bedürfe und
- dass Der Schöpfer der Schöpfung ähnelte, die zusammengesetzt und
nicht einzigartig ist, was eindeutig im Widerspruch zum Wesen Des
Schöpfers steht.
Weiterhin bestünde die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, dass
Uneinigkeit entstünde unter den Einzelteilen bzw. den
Einzelmitgliedern der Gruppe über die Schöpfung bzw. über die
Aufgabenverteilung innerhalb der Schöpfung.
Gäbe es in beiden (Himmel und Erde) Gottheiten außer Allah, gewiss
wären beide verdorben. Also gepriesen-erhaben ist Allah, Der Herr von
Al-Kursi, über das, was sie erdichten.
(21:22)
2.2.2.2. Die Anfangslosigkeit (Al-Qidam)
Dieses Eigenschaft schließt die Möglichkeit eines Anfangs in Bezug auf
das Dasein von Allah aus, d. h. Allahs Dasein ist ohne Anfang und ohne
vorherige Nicht-Existenz.
ER ist Der Erste (Der Immer-Dagewesene), Der Letzte (Der
Immer-Bleibende), Der Offenkundige und Der Inwendige. Und ER ist über
alles allwissend!
(57:3)
Das Dasein von Allah gehört immanent zu Seinem Wesen und kann auf
keinen Fall auf eine irgendwie geartete Schöpfungshandlung
zurückgeführt werden.
Der Iman an die Anfangslosigkeit Allahs, d. h. die gedankliche
Vorstellung und Verinnerlichung dieser Eigenschaft, stellt für einige
Menschen ein scheinbar großes Problem dar, weil sie denken, für alles
einen Schöpfer suchen zu müssen.
Sie stellen die Frage nach dem Schöpfer von Allah, um die
Anfangslosigkeit Allahs negieren zu können. Diese Fragestellung
beinhaltet jedoch gravierende Fehler und große Widersprüche:
Zunächst wird mit dieser Frage die Schöpfung als solche bestätigt und
als existent zugelassen, gleichzeitig wird aber die Existenz eines
Schöpfers (d. h. eines Wesens mit den Eigenschaften eines Schöpfers:
anfangslos, aus sich selbst seiend, unbedingt notwendig) dieser
Schöpfung negiert.
Ein weiterer Widerspruch besteht darin, dass für alles Geschaffene
zwar ein Schöpfer angenommen wird, dieser 'Schöpfer' jedoch geschaffen
ist und somit nicht mehr Schöpfer, sondern selbst Geschaffenes ist und
somit kein Anfang festgelegt werden kann.
Dieses Gedankenspiel kann bis ins Unendliche fortgeführt werden ohne
jemals zum ersten wirklichen Schöpfer zu gelangen, da eine
Anfangslosigkeit bei der Fragestellung ausgeschlossen wird.
Aus diesem Grund ist die Fragestellung widervernünftig.
Außerdem ignorieren die Fragesteller folgende Fakten:
- Der Intellekt des Menschen ist eingeschränkt bzw. begrenzt, weil er
seine Erkenntnisse, Erfahrungen usw. nur mit Hilfe seiner fünf Sinne
gewinnen kann.
- Es gibt Dinge, deren Existenz die Vernunft anerkennt (z. B.
Atommodelle, chemische Reaktionen, Kernspaltung, Elektrizität),
obwohl sie durch die fünf Sinne nicht erfasst werden können, d. h.
obwohl sie außerhalb des menschlichen Wahrnehmungs- und teilweise
sogar außerhalb des Vorstellungsbereichs liegen.
Für das menschliche Vorstellungsvermögen gilt bezüglich der
Eigenschaften Allahs deshalb folgendes:
- Die Fähigkeit, abstrakt zu denken, ist wegen der Eingrenzung des
Erfahrungsbereichs auf die Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit der
fünf Sinne stark eingeschränkt.
- Das abstrakte Denken kann nur in Bereichen eingesetzt werden, für
die bereits Maßstäbe bzw. Denkmodelle vorhanden sind.
- Es ist beispielsweise möglich, d.h. im Bereich des Denkbaren, sich
ein abstraktes Bild von der Gerechtigkeit, der Allgnade oder der
Allgnade Allahs zu machen, weil der Mensch über eine, allerdings
zwangsläufig eingeschränkte, Vorstellung dieser Werte verfügt.
- Es ist nicht möglich, d.h. im Bereich des Nicht-Denkbaren, sich ein
abstraktes Bild von einigen Eigenschaften Allahs zu machen, wie z. B.
von der Anfangslosigkeit, von der endlosen Beständigkeit u. a., weil
diese außerhalb des abstrakten Denkbereichs der Menschen liegen, da
für sie keine menschliche Maßstäbe und Denkmodelle vorhanden sind.
Aus der Eingeschränktheit des eigenen Intellekts die Schlussfolgerung
zu ziehen, dass alles was außerhalb der eigenen Denkfähigkeit und des
Bereichs der fünf Sinne liegt, nicht existent sein kann, ist eindeutig
widervernünftig.
Die einzige Lösung dieses Problems, welche diesen widervernünftigen
Widerspruch beseitigt, kann nur die vernunftgemäße Annahme sein, dass
das Erst-Geschaffene durch ein aus sich selbst seiendes, anfangsloses
Wesen hervorgebracht wurde, d.h. die Akzeptanz der Anfangslosigkeit
Allahs.
2.2.2.3. Die endlose Beständigkeit (Al-Baqaa)
Diese Eigenschaft schließt die Möglichkeit eines Endes in Bezug auf
das Dasein von Allah aus, d. h. Allahs Dasein ist endlos beständig und
absolut ohne Ende.
Und übe Tawakkul Dem Lebendigen gegenüber, Der nie stirbt, und
lobpreise mit Seinem Dank!
(25:58)
Alles, was auf ihr (der Erde) ist, vergeht. Und es bleibt dein Herr,
Der von der Majestät und der Würde.
(55:26-27)
Ausgehend von dem unbedingt notwendigen und anfangslosen Dasein von
Allah ergibt sich die logische Schlussfolgerung, dass Er endlos
beständig sein muss, weil sonst ein Widerspruch zu Seinem unbedingt
notwendigen Dasein entstünde.
Auch bei diesem Eigenschaft ergibt sich das Problem, dass die Menschen
sich, aufgrund ihres eingeschränkten Intellekts, keine konkrete oder
abstrakte Vorstellung von der endlosen Beständigkeit machen können.
2.2.2.4. Die absolute Selbständigkeit (Al-Qijamu bin-nafs)
Diese Eigenschaft schließt jegliche Abhängigkeit von anderen Kräften
und Existenzen, von Ort oder Zeit und von jeglicher Unselbständigkeit
und jeglicher Hilfsbedürftigkeit in Bezug auf das Dasein von Allah
aus, d. h. Allahs Dasein und Handeln innerhalb und außerhalb der
Schöpfung geschieht einzig und allein aus Seinem Willen und durch
Seine Allmacht. Allah benötigt in jeder Hinsicht absolut nichts und
niemanden für Sein Dasein, alles und jeder aber bedarf Seiner.
Ihr Menschen! Ihr seid die Bedürftigen Allah gegenüber! Und Allah ist
Der absolut Autarke, Der Alllobenswürdige! Wenn Er will, lässt Er euch
vergehen und bringt eine neue Schöpfung hervor. Und dies ist für Allah
keinesfalls unmöglich.
(35:15-17)
ALLAH, ER ist As-Samad (der Absolut Selbstständige, Der niemanden
bedarf, alles und jeder bedarf aber Seiner)!
(112:2)
2.2.2.5. Die Unterschiedlichkeit zum Geschaffenen
(muchalafatul-hawadi's)
Diese Eigenschaft schließt jegliche Ähnlichkeit, die Herstellung eines
Vergleichs oder die Gleichsetzung Allahs, Seines Wesens, Seiner
Eigenschaften und Handlungen usw. mit der Schöpfung aus.
Da die Eigenschaften der Schöpfung nichts anderes als der Ausdruck
ihrer Bedürftigkeit eines Schöpfers sind, würde die Zulassung eines
Vergleichs auf irgendeiner Ebene voraussetzen, dass mindestens eine
einzige Gemeinsamkeit zwischen Dem Schöpfer und der Schöpfung
besteht, was dem Wesen des Schöpfers absolut widerspricht. Schöpfer
und Schöpfung sind nie gleich und dürfen nie gleichgesetzt werden. Aus
diesem Eigenschaft folgt die kategorische Negierung von Inkarnation,
Anthropomorphismus oder Offenbarung vom Wesen Allahs in der Schöpfung.
Es gibt nichts Seinesgleichen! Und Er ist Der Allhörende, Der
Allsehende.
(42:11)
Eine Frage in diesem Zusammenhang lautet:
Wie erklären sich die Gemeinsamkeiten zwischen Allah und den Menschen
bei einer Reihe von Eigenschaften wie z.B. das Wissen, der Wille, das
Hören, das Sehen, etc.?
Zur Aufklärung dieses Missverständnisses muss man zunächst den
Charakter der Eigenschaften des Menschen untersuchen.
Diese Eigenschaften können in zwei Gruppen unterteilt werden:
- Essentielle Eigenschaften:
Diese sind Eigenschaften, die unmittelbar mit dem geschaffenen Wesen
des Menschen zusammenhängen und für seine Existenz unbedingt notwendig
sind, wie z. B. die Albhängigkeit des Menschen von Ort und Zeit, seine
physischen Bedürfnisse, seine Triebe, etc.
- Nicht-essentielle Eigenschaften:
Diese sind Eigenschaften, die nicht mit dem geschaffenen Wesen des
Menschen zusammenhängen, sondern ihm von Allah in stark
eingeschränktem Umfang bzw. als minimale Bruchstücke Seiner
Eigenschaften verliehen wurden, um den Menschen dadurch zu befähigen,
seine Lebensaufgaben zu bewältigen. Dazu zählen beispielsweise der
Wille, das Wissen, das Erkennen, etc.
Die Verleihung dieser Eigenschaften auf den Menschen impliziert jedoch
keine Gleichstellung oder eine irgendwie geartete Gemeinsamkeit oder
Ähnlichkeit mit dem Verleiher [d.h. mit Allah], weil:
- diese Eigenschaften ausschließlich essentielle Eigenschaften Allahs
sind;
- diese Eigenschaften in Bezug auf den Menschen eine sehr relativierte
und eingeschränkte Bedeutung haben, im Vergleich mit den Eigenschaften
Allahs.
Beispielsweise kann man das beschränkte Wissen des Menschen niemals
mit dem Allwissen Allahs vergleichen, oder die beschränkte Macht des
Menschen niemals mit der Allmacht Allahs, usw.
Daraus folgt, dass, abgesehen vom externen sprachlichen Bereich (d. h.
in der Schreibweise und Aussprache der Wörter), keinerlei Ähnlichkeit
besteht zwischen Allah und dem Geschaffenen in Bezug auf den internen
spirituellen Charakter bzw. den Bedeutungsinhalt dieser Begriffe. Im
Qur´an und in der Sunna finden sich Texte, die vordergründig den
Anschein einer Ähnlichkeit zwischen Allah und der Schöpfung erwecken.
Der Allgnade Erweisende istawa (wörtl.: den Platz einnehmen) auf dem
Thron.
(20:105)
Diejenigen, die dir gegenüber Bai'a (den Treueeid) leisten, leisten
eigentlich Bai'a (bindende Verpflichtung) Allah gegenüber. Jadullah
(wörtl.: die Hand Allahs) ist über ihren Händen.
(48:10)
Der Gesandte Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: Unser
Herr, gepriesen-erhaben und immer erhaben sei Er jan'sil (wörtl.:
steigt herab) jede Nacht zum niedrigsten Himmel, wenn ein Drittel der
Nacht bleibt, und sagt: "Gibt es einen Bittenden, damit Ich seiner
Bitte entspreche? Gibt es einen Du'a-Verrichtenden, damit Ich sein
Du'a annehme? Gibt es jemanden, der um Vergebung bittet, damit Ich ihm
vergebe."
Bucharii, Muslim
Derartige Textsteilen werden unter Berücksichtigung dieser Eigenschaft
folgendermaßen verstanden:
- Muslime verinnerlichen den Iman an die Inhalte dieser Texte, ohne
diese wortwörtlich zu verstehen oder genau definieren zu wollen, weil
dies sich ihren Kenntnissen und Fähigkeiten entzieht.
- Muslime verinnerlichen den Iman daran, dass Allah der Schöpfung
absolut nicht ähnlich ist.
- Muslime interpretieren diese Texte möglichst nicht, weil sie wissen,
dass sie das Wesen Allahs nicht erfassen können und nicht die
Gewissheit haben können, dass ihre Interpretationen die von Allah
gewollten Bedeutungen und Beschreibungen wiedergeben.
Solche Texte sollten nur dann unter Berücksichtigung der Regeln der
arabischen Etymologie, Grammatik und Philologie usw. interpretiert
werden, wenn es unbedingt erforderlich wird (z.B. um
Missverständnissen vorzubeugen), und um dadurch mit Hilfe der
Interpretation die eindeutige Unterschiedlichkeit Allahs zum
Geschaffenen hervorzuheben.
Erwähnenswert ist, dass die arabische Etymologie z.B. die
Interpretation von jadul-lah (wörtl.: Allahs Hand) mit der Allmacht
Allahs und von 'ainul-lah (wörtl.: Allahs Auge) mit dem Allsehen
Allahs, zulässt, was von verschiedenen Islamologen in dieser Art
praktiziert wird.
2.2.3. Die essentiellen Eigenschaften Allahs (sifatul-ma'ani)
Diese Gruppe umfasst alle Eigenschaften, die seither unmittelbar mit
dem Wesen Allahs zusammenhängen und in ihm immanent sind. Zweifelsfrei
besitzt Allah noch unzählige weitere Eigenschaften der Vollkommenheit.
Wir beschränken uns hier auf die Aufzählung der im Qur´an und in der
Sunnah erwähnten Haupt-Eigenschaften.
2.2.3.1. Das Allwissen (Al-'Ilm)
Dieses Eigenschaft beschreibt Allahs Allwissen über alle Seinsarten
(Notwendige, Unmögliche) und über alle Angelegenheiten in allen
Existenz-Stadien (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft).
Durch das Allwissen werden die Seinsarten oder die Geschehnisse nicht
beeinflusst.
Allah ist gewiss über alles allwissend.
(9:115)
Und du (Muchammed) unternimmst nichts, und du trägst davon nichts an
Qur´an vor, und ihr tut nichts, ohne dass Wir über euch Zeugen sind,
gerade wenn ihr über ihn lästert. Und deinem Herrn bleibt auch nichts
verborgen weder das Gewicht eines Staubkorns auf Erden noch im Himmel,
noch etwas Kleineres als dies noch etwas Größeres, ohne dass dies in
einer deutlichen Schrift registriert ist.
(10:61)
Und verheimlicht euer Gesagtes oder legt es offen, Er ist allwissend
über das von den Brüsten. Verfügt etwa Derjenige, Der erschuf, nicht
über Wissen, während Er Der Allgütige, Der Allkundige ist?!
(67:13-14)
2.2.3.2, Der Wille (Al-Irada)
Dieses Eigenschaft beschreibt Allahs Willen, der seither mit Seinem
Wesen besteht und der einen Teil des für ihn Zulässigen zuordnet.
Beispielsweise sind sowohl Existenz als auch Nicht-Existenz für einen
Menschen möglich. Von diesen beiden Alternativen wählt der Wille eine
Möglichkeit aus und ordnet sie diesem Menschen zu, ebenso wählt er
aus, an welchen Orten dieser Mensch sich befindet, zu welcher Zelt,
etc.
Der Zusammenhang mit dem Willen Allahs und "Planung". Der Wille plant
nach dem Allwissen Allahs, und die Allmacht Allahs führt diese Planung
aus.
Allah macht gewiss, was Er will.
(22:14)
Mit dem vollkommenen und absoluten Willen Allahs stellt sich die Frage
nach dem freien Willen und der freien Wahl des Menschen, inwieweit
verfügt der Mensch über einen wirklich freien Willen und in -welchem
Zusammenhang steht dieser menschliche Wille zum Willen Allahs?
Jeder Mensch agiert in zwei Handlungsebenen:
- die Handlungsebene, die nicht seinem Willen unterliegt, d.h. in der
er unbewusste Handlungen vollzieht, die nicht von seinem Willen
gesteuert oder beeinflusst werden können, z.B. Geburt, Krankheit, Tod,
nicht willkürlich steuerbare Körperfunktionen, wie Atmung, Herzschlag,
Verdauung, etc.
- die Handlungsebene, die seinem Willen und seiner freien Wahl
unterliegt. In dieser Handlungsebene besitzt der Mensch freien Willen,
weil Allah ihm durch SEINEN Willen diese Fähigkeit verliehen hat.
- Hier ergeben sich folgende Fragen:
1. Wie soll man Verhaltensweisen von Menschen verstehen, die nach
unserem Verständnis dem Willen Allahs nicht entsprechen können, weil
sie ganz offensichtlich gegen Seine Gebote verstoßen? bzw.
2. Ist der Mensch imstande, mit seinem freien Willen gegen den Willen
Allahs zu verstoßen?
Die Beantwortung dieser Fragen ergibt sich anschaulich anband des
folgenden Gleichnisses aus der Arbeitswelt:
Ein Arbeitgeber verspricht einem Arbeitnehmer eine dauerhaft
gesicherte Anstellung unter der Bedingung, dass er eine begrenzte
Probezeit besteht. Sinn der Probezeit ist es, zu überprüfen, ob der
Arbeitnehmer die Fähigkeiten besitzt, den an ihn gestellten Ansprüchen
gerecht zu werden.
Bei der Einstellung auf Probe stattet der Arbeitgeber den Arbeitnehmer
mit gewissen Befugnissen aus, um ihm die Prüfung zu erleichtern.
Weiterhin kalkuliert er für das Verhalten des Arbeitnehmers während
der Probezeit zwei mögliche Ergebnisse ein, d. h. zwei Ergebnisse sind
vom Arbeitgeber gewollt:
- der Arbeitnehmer wird seiner Aufgabe gerecht, oder
- der Arbeitnehmer wird seiner Aufgabe nicht gerecht.
Obwohl diese Ergebnisse sich genau entgegengesetzt gegenüberstehen
entsprechen beide dem Willen des Arbeitgebers, welcher nach Ablauf der
Probezeit aufgrund des (gewollten) Ergebnisses entscheiden wird, ob er
den Arbeitnehmer weiterhin beschäftigt oder nicht.
Daraus ergibt sich, bezogen auf die o.a. Fragestellung, folgendes:
Allah wollte, dass die Menschen einen freien Willen besitzen, d.h., Er
hat von Beginn an die Möglichkeit des Verstoßes gegen Seine Gebote
zugelassen. Deshalb bewegen sich die Menschen immer im Bereich von
Allahs Willen, unabhängig davon, welche Entscheidung sie treffen.
Wir erschufen sie und verstärkten ihre Gelenke. Und wenn Wir wollten,
hätten Wir sie mit ihresgleichen eingetauscht. Dies ist eine
Ermahnung. Also wer will, schlägt einen Weg zu seinem Herrn ein. Und
ihr wollt nicht außer, dass Allah will. Allah ist gewiss immer
allwissend, allweise.
(76:28-30)
Zum besseren Verständnis muss zusätzlich zwischen dem Willen
(Al-Irada) und dem Befehl (Al-Amr) differenziert werden.
In dem o. a. Gleichnis waren beide Ergebnisse der Probezeit (Erfolg
und Misserfolg) vom Arbeitgeber zwar gewollt, aber nicht befohlen oder
erzwungen, d.h. obwohl der Arbeitgeber kein Versagen duldet, hat er
die Möglichkeit des Versagens einkalkuliert, dabei jedoch weder Zwang
ausgeübt, noch ein bestimmtes Verhalten befohlen.
Andererseits war der Arbeitnehmer (von Anfang an) über die Bedingungen
der Probezeit informiert. Er wusste, was von ihm erwartet wird und
unter welchen Voraussetzungen eine Weiterbeschäftigung ~ möglich sein
würde.
Dieses Wissen kann jedoch auf keinen Fall als Zwang seitens des
Arbeitgebers interpretiert werden.
Im Bezug auf den Willen Allahs bedeutet dies, dass alle Handlungen
.des Menschen dem Willen Allahs unterliegen, dass aber nicht alle vom
Menschen vollbrachten Handlungen von Allah befohlen sind oder von Ihm
angenommen werden.
2.2.3.3. Die Allmacht (Al-Qudra)
Dieses Eigenschaft beschreibt Allahs Allmacht, die seither mit Seinem
Wesen besteht.
Bezogen auf das o. a. Beispiel der menschlichen Existenz ergibt sich
für die Allmacht folgendes:
Der Wille bestimmt beispielsweise die Existenz und ordnet sie einem
bestimmten Menschen zu, dann führt die Allmacht die Entscheidung des
Willens aus, d. h. die Allmacht erschafft den Menschen erst dann, wenn
der Wille seine Existenz vorsieht.
Der Wille und die Allmacht sehen beide die Möglichkeit von Existenz
und Nicht-Existenz vor. Sie beziehen sich jedoch nicht auf das
Notwendige und das Unmögliche, weil diese per definitionem nicht beide
Existenz-Möglichkeiten beinhalten. Denn das Notwendige erfahrt
niemals die Nicht-Existenz und das Unmögliche erfährt niemals die
Existenz.
Würde das Notwendige bzw. das Unmögliche mit beiden (Wille und
Allmacht) zusammenhängen, bestünde die Möglichkeit seine
Nicht-Existenz bzw. seine Existenz zu planen und durchzuführen, was
zu einem " Widerspruch führt.
In diesem Falle wäre das Notwendige bzw. das Unmögliche nicht mehr
notwendig bzw. unmöglich.
Im Universum existiert nichts, das Allahs Allmacht übertrifft.
Und Allah erschuf jedes Auf-Erde-Bewegende aus Wasser. Also manch
einer von ihnen geht auf seinem Bauch, und manch einer von ihnen geht
auf zwei Beinen, und manch einer von ihnen geht auf Vieren. Allah
erschafft, was Er will! Allah ist gewiss über alles allmächtig.
(24:45)
2.2.3.4. Das Sprechen (Al-Kelam)
Diese Eigenschaft beschreibt Allahs Sprechen, das seither mit Seinem
Wesen besteht und sich in jeder Hinsicht vom Sprechen der Geschöpfe
unterscheidet. Das Wissen darüber, wie Allah spricht, liegt bei Ihm
allein. Die Offenbarungen Allahs, z.B. At-Taurat (die Tora),
Al-Indschil (das 'Isa-Evangelium) und Qur´an, sind Zeichen dieser
Eigenschaft. Die Worte Allahs sind im Qur´an enthalten.
Und sollte einer von den (vertragsbrüchigen) Schirk-Betreibenden dich
um Asyl bitten, dann gewähre ihm Asyl, bis er Allahs Worte vernommen
hat, dann geleite ihn zum Ort seiner Sicherheit. Dies, weil sie
Menschen sind, die nicht wissen. 121
(9:6)
Der Qur´an bestätigt das Sprechen Allahs zu den Gesandten.
Diese Gesandten, den einen von ihnen gewährten Wir Fadl den anderen
gegenüber. Zu einigen von ihnen sprach Allah und andere erhöhte Er um
Stellungen.
(2:253)
Und Allah sprach doch zu Musa.
(4:164)
Die Eigenschaft des Sprechens hängt mit dem Notwendigen und mit dem
Unmöglichen zusammen und weist darauf hin.
Bei mündlichen oder schriftlichen Zitaten aus Übersetzungen des
Qur´an, darf man auf keinen Fall mit den Worten beginnen: "Allah hat
gesagt", oder "Allah sagt im Qur´an", da jede Übersetzung gleichzeitig
eine Interpretation des Übersetzers bezüglich der Wortwahl und des
Wortlauts enthält.
- Es muss strikt unterschieden werden zwischen den selbstgewählten
Formulierungen des Übersetzers und den wortwörtlich geoffenbarten
Worten Allahs im Qur´an.
Bei deutschen Zitaten aus einer Qur'an-Übersetzung muss immer darauf
hingewiesen werden, dass es sich bei den übersetzten Ajachs um eine
Übersetzung mit einer der möglichen Bedeutungen des arabischen
Originals handelt. Dementsprechend darf eine deutsche Übersetzung
nicht als Qur´an bezeichnet werden, sondern immer nur explizit als
Tefsir.
Fehlt dieser Hinweis, verstößt man gegen den Grundsatz der
Unvergleichbarkeit Allahs mit den Geschöpfen und beeinträchtigt den
Iman an das Eigenschaft des Sprechens und seiner Bedeutung.
Damit werden Allah (z.B. deutsche) Worte zugesprochen, die Er so nicht
offenbarte.
Entscheidend ist auch, dass Übersetzungen in vielen Fällen Anlass zu
Missverständnissen bzw. Fehlinterpretationen geben. Sie ersetzen
demnach keineswegs die Lesung im arabischen Original.
2.2.3.5. Das Allhören (As-Sama')
Dieser Eigenschaft beschreibt Allahs Allhören, das seither mit Seinem
Wesen besteht und sich in jeder Hinsicht vom Hören der Geschöpfe
unterscheidet. Das Wissen darüber, wie dieses Allhören erfolgt, liegt
allein bei Allah.
Allah ist gewiss allhörend, allsehend.
(58:1)
2.2.3.6. Das Allsehen (Al-Basar)
Dieser Eigenschaft beschreibt Allahs Allsehen, das seither mit Seinem
Wesen besteht und sich in jeder Hinsicht vom Sehen der Geschöpfe
unterscheidet.
Das Wissen darüber, wie dieses Allsehen erfolgt, liegt allein bei
Allah.
ER sagte: "Fürchtet euch beide nicht! Ich bin gewiss mit euch beiden,
höre und sehe."
(20:46)
2.2.3.7. Die Lebendigkeit (Al-Haya)
Dieser Eigenschaft beschreibt Allahs Lebendigkeit, die seither mit
Seinem Wesen besteht und sich in jeder Hinsicht vom Leben der
Geschöpfe unterscheidet. Sie ermöglicht alle anderen Eigenschaften.
ALLAH, es ist kein Gott außer Ihm, Dem Lebendigen (ohne Ende), Dem
Allverantwortlichen.
(3:2)
ER ist Der Lebendige. Es gibt keinen Gott außer Ihm, so richtet an Ihn
Bittgebete aufrichtig im Diin IHM gegenüber.
(40:65)
Zusammenfassung
Wir verinnerlichen den Iman an alle diese Eigenschaften, wie es Allah
gebührt, und wissen, dass Allah von deren Gegenteilen frei ist.
2.2.4. Die abgeleiteten Eigenschaften (as-sifatul-ma'anawija)
Diese Gruppe umfasst alle Eigenschaften, die aus den essentiellen
Eigenschaften als Adjektive abgeleitet werden.
Allah ist allwissend ('al im), da Er das Allwissen besitzt.
Allah ist wollend (murid), da Er den Willen besitzt.
Allah ist allmächtig (qadir), da Er die Allmacht besitzt.
Allah ist sprechend (mutakallim), da Er das Sprechen besitzt.
Allah ist allhörend (sami'), da Er das Allhören besitzt.
Allah) ist allsehend (basir), da Er das Allsehen besitzt.
Allah ist lebendig (haji), da Er die Lebendigkeit besitzt.
4.3. Die schönsten Namen Allahs (asmaul-lahil-husna)
Alle Namen Allahs, außer dem Eigennamen "Allah", unterrichten über
wesentlichsten Eigenschaften und Wesensmerkmale Allahs.
In Qur´an und Sunna werden zahlreiche Namen Allahs erwähnt, von denen
99 "die definierten Namen bzw. die festgesetzten Namen, Tauqifija
genannt werden. Neben diesen definierten Namen gibt es noch die
sogenannten "übereinstimmenden Namen, taufiqiya. Darunter versteht man
alle Namen, mit denen Allah angerufen werden darf, da sie sich mit den
Eigenschaften Allahs vereinbaren lassen.
Allah soll mit den schönsten Namen angerufen werden.
Und Allah hat die schönsten/besten Namen, so benennt Ihn damit. Und
lasst ab von denjenigen, die Seine Namen entstellen! Ihnen wird das
vergolten, was sie zu tun pflegten.
(7:180)
Der Gesandte Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: Allah
hat gewiss neunundneunzig Namen -hundert weniger eins wer sie
beherzigt, wird in die Dschannah gehen.
Bucharii, Muslim
Anmerkung:
Die im folgenden aufgeführten deutschen Begriffe geben nur die sehr
eingeschränkte ungefähre Bedeutung der schönsten/besten Namen Allahs
wieder. Eine endgültige, alle Bedeutungsnuancen umfassende Übersetzung
ist wegen der begrenzten Möglichkeiten der deutschen Sprache und der
komplexen Bedeutungsvielfalt der arabischen Fachbegriffe nicht
möglich.
Weiterhin muss beachtet werden, dass diese Namen tauqifija sind, d.h.,
diese Namen wurden von Allah für uns im arabischen Original
festgesetzt und übermittelt.
Warum es keine zwei Götter geben kann
Fahreddîn-i Râzî, Friede sei mit ihm, hat die zwanzig von den
Glaubensgelehrten erläuterten (Beweise) behandelt, um die Einigkeit
(Einzigkeit) ALLAHs, der Erhabenen, zu beweisen. Wir werden hier
einige davon
erwähnen:
1 Im 22. heiligen Vers der Sure Enbiya (Die Propheten) heißt es:
"Nehmen sie sich Götter von der Erde, die lebendig machen können? Gebe
es in beiden (Himmel und Erde) Götter außer Allah, so wären beide
verdorben." Dieser heilige Vers weist auf "den Beweis des
Unmöglichen."
Das heißt, wenn man annimmt, dass es zwei Götter gäbe, würden ihre
Handlungen gleich oder unterschiedlich sein. Wenn ihre Handlungen
unterschiedlich gewesen wären, würde die Ordnung auf der Erde und im
Himmel verdorben bzw. vernichtet oder aus Gegensätzen zusammengesetzt
sein. Zum Beispiel: Wenn einer von zwei Göttern die Bewegung und der
andere aber das Unbewegtsein eines Menschen namens Zeyd gewollt
hätten, müsste der Zustand von Zeyd durch die
Wirkung der beiden Götter aus zwei Gegensätzen zusammengesetzt sein.
[Das ist aber unmöglich. Denn das Bestehen des aus zwei Gegensätzen
zusammengesetzten Zustands von Zeyd ist unvorstellbar. Es ist nämlich
unmöglich, dass Zeyd gleichzeitig sowohl bewegt als auch unbewegt
wäre. Er ist entweder bewegt oder unbewegt.]
Wenn die Wirkungen von zwei Göttern gleich wären, würde es bei ihnen
entweder eine oder keine Opposition geben. Wenn sie beide das Gleiche
gewollt hätten, würde es keine Opposition gegeben haben. Wenn sie aber
unterschiedlich gewollt hätten, würde eine Opposition bestanden sein.
Die Opposition heißt, dass einer von beiden unfähig sein muss. Die
Unfähigkeit gehört aber zu den Geschöpfen. Geschöpfe sind nachher
erschaffen und daher unfähig. Diese Eigenschaft gehört nicht zur
Gottheit. Wer unfähig bzw. nachher erschaffen ist, kann kein Gott
sein.
2 Wenn es zwei Götter gegeben hätte, würde einer von ihnen entweder
mächtiger oder nicht mächtiger gewesen sein. Wenn einer der beiden
Götter mächtiger wäre, würde der Zweite unnötig sein. Das Unnötigsein
aber ist eine Fehleigenschaft. Wer fehlbar ist, kann kein Gott sein.
Wenn einer von beiden fähig wäre, alles zu erschaffen, würde es
den anderen nicht geben.
3 Wenn es zwei Götter gegeben hätte, würden sie beim Erschaffen der
Geschöpfe entweder einander gegenseitig benötigt haben oder nicht.
Oder der Zweite würde den Ersten benötigt haben, der Erste aber den
Zweiten nicht.
Im ersten Fall müssten sie unfähig sein, da sie einander gegenseitig
benötigten. Wer aber unfähig ist, kann kein Gott sein. Im zweiten Fall
wenn sie beide einander nicht benötigten, müssten sie beide kein Gott
sein. [Denn in diesem Fall würde einer von beiden überflüssig sein.
Die Eigenschaft "Überfluss" widerspricht der Gottheit.] Denn Gott ist
ein Wesen, das von jedem benötigt wird. Ein Wesen, das man nicht
benötigt, kann kein Gott sein. Im dritten Fall kann ein Wesen, das ein
anderes benötigt, kein Gott sein. Nur das Wesen, das nichts und
niemanden benötigt, kann ein Gott sein. Daher muss es nur einen Gott
geben.
Kâdî Beydavî, Friede sei mit ihm, sagt: Wenn es zwei Götter gäbe,
würden beide gleich mächtig sein. Denn die Macht ist der Grund, dass
die Geschöpfe erschaffen bzw. vernichtet werden. Das Erschaffen und
Vernichtetwerden ist eine gemeinsame Eigenschaft der Geschöpfe.
Demnach würde es kein Wesen geben. Denn, wenn es zwei Götter gäbe,
würde einer von beiden beim Erschaffen der Schöpfung wirken und der
andere nicht oder sie würden beide nicht wirken. So würde man in
beiden Fällen gezwungen sein, eines von diesen beiden Wesen
vorzuziehen, obwohl es nicht nötig ist. Das ist aber unrichtig.
Beim Erschaffen der Schöpfung würden beide Götter keine Wirkung haben.
Wenn es beim Erschaffen und Vernichten der Geschöpfe keine Wirkung
gäbe, würden die Geschöpfe nicht dasein. Wenn es keinen Schöpfer gäbe,
würde es auch keine Geschöpfe geben. Der zweite Fall, dass beim
Erschaffen der Schöpfung einer von beiden Göttern die Wirkung und der
andere keine Wirkung hätte, ist unrichtig, obwohl beide Götter gleich
mächtig seien. Wenn beide Götter gleichzeitig beim Erschaffen eine
Wirkung hätten, müssten zwei Schöpfer selbständig wirken. Das ist aber
unrichtig. Er ist auch nicht möglich, dass zwei Götter beim Erschaffen
der Schöpfung entgegengesetzte Wirkung hätten. Es ist also falsch,
dass es zwei Götter gäbe, die beim Erschaffen der Schöpfung
selbständige Wirkungen haben. Deswegen ist es auch falsch, dass es
zwei Götter gäbe, die gleichzeitig beim Erschaffen der Schöpfung
gemeinsame Wirkung hätten. Es gibt also nur einen Schöpfer. Und einen
zweiten Schöpfer kann es nicht geben. [Es gibt einen absoluten
Schöpfer. ER hat die Schöpfung gewollt und erschaffen. Wenn ER die
Schöpfung nicht gewollt und nicht erschaffen hätte, würde nichts
bestanden sein. Kein Wesen kann aus Nichts entstehen. Es gibt einen
absoluten Schöpfer, der alles erschaffen hat. Die Schreibfeder kann
nicht von selbst schreiben. Damit die Feder schreibt, muss es dazu
einen Grund geben. Wie jeder weiß, ist dieser Grund der Schreiber. Wie
die Feder ohne Schreiber nicht schreiben kann, so kann die Schöpfung
ohne den Schöpfer nicht bestehen.]
4 Wenn es zwei Götter gäbe, und einer von den beiden Götter das
Aufstehen und der andere das Sichsetzen von Zeyd gewollt hätte, würde
Zeyd gezwungen sein, sowohl aufzustehen als auch sich zu setzen. Das
Aufstehen ist der Gegensatz von dem Sichsetzen. Es ist aber unrichtig,
zwei Gegensätze gleichzeitig durchzuführen. Wenn der Wille des einen
Gottes geschehen würde, so müsste der andere hilflos sein. Es ist
nicht anzunehmen, dass der Gott hilflos ist. Denn Hilflosigkeit gehört
zu den Geschöpfen. Ein hilfloses Wesen kann nicht ewig sein. Wie eine
ewige Hilflosigkeit nicht möglich ist, so ist es auch unmöglich, dass
Gott hilflos und erschaffen sei. Anzunehmen, dass Gott hilflos sei,
würde heißen, dass Gott seine Macht verloren habe, während er in
Ewigkeit mächtig war. Das erfordert, dass die Ewigkeit aufhört, zu
bestehen. Wenn dem anderen Gott nicht möglich wäre, zu wollen, dass
sich Zeyd setzt, würde es heißen, dass er unfähig sei. Wer aber
unfähig ist, kann kein Gott sein.
Das Wort "Fî-himâ" im 22. heiligen Vers der Sure Enbiya (Die
Propheten) bedeutet die Wirkung der zwei Götter. Dieser heilige Vers
ist ein endgültiger Beweis, dass es nur einen Schöpfer gibt.
Sa'deddîn-i Teftâzânî, Friede sei mit ihm, weist darauf hin, dass
dieser heilige Vers ein entscheindender Beweis dafür ist, dass zwei
Götter nicht, bestehen können.
So wird verständlich, dass ALLAH, der Erhaben, das unentbehrliche
Wesen, der alleinige Schöpfer und ohne gleichen ist.
Die Beweise der alten griechischen Philosophen, dass ALLAH, der
Erhabene, einziger Schöpfer ist, sind etwa zehn. Die Glaubensgelehrten
erklären durch das Kausalitätsprinzip, dass jede Wirkung durch eine
wirkende Ursache hervorgebracht wird. Die Gelehrten erklären es jedoch
durch den Kausalitätzusammenhang. [Bei Erklärung durch den
Kausalitätszusammenhang stellt man die Frage "Weswegen?" Bei Erklärung
durch das Kausalitätsprinzip bestätigt man die Tatsachen mit dem Wort
"Gewiss".]
Die Wesen können nicht von selbst bestehen. Es gibt einen Schöpfer,
der sie erschafft. Wie es die Schöpfung gibt, so gibt es einen
Schöpfer. Dass es Geschöpfe gibt, ist ein Beweis, dass es den Schöpfer
gibt. [Dieser Schöpfer ist ALLAH, der Erhabene.] Wie die Geschöpfe
Eigenschaften haben, so besitzt auch ALLAH, der Erhabene, der sie
erschaffen hat, diese Eigenschaften.
[Alles außer ALLAH, dem Erhabenen, wird Geschöpfe oder Weltall
genannt. Heute spricht man von der Natur. Alle Geschöpfe waren nicht
da. ALLAH, der Erhabene, hat sie alle erschaffen. Geschöpfe können
erschaffen werden, während sie nicht bestehen und vernichtet werden,
während sie bestehen. Sie sind erschaffen worden, während sie nicht da
waren. Die heilige Hadith, "ALLAH, der Erhabene, war da, während
nichts und niemand bestanden." weist darauf hin, dass es so geschah.
Der andere Beweis, dass das Weltall erschaffen wurde, sind die
ununterbrochenen Veränderungen. Alles ändert sich. Was dagegen ewig
ist, ändert sich nie. Ewig ist ALLAH, der Erhabene, und ewig sind
SEINE Eigenschaften. Diese verändern sich niemals. Bei physikalischen
Vorgängen verändert sich jedoch der Zustand der Materie. Bei
chemischen Vorgängen aber verändert sich die Substanz der Materie. Wir
sehen, dass Gegenstände vernichtet werden, aus denen dann andere
zustande kommen. Heute ist bekannt, dass Materie bei Atomveränderungen
und Kernreaktionen vernichtet wird. Sie verwandelt sich in Energie.
Die Veränderungen und Umwandlungen im Weltall können nicht nicht ohne
Anfang sein. Sie können nicht aus dem Nichts zustande kommen. Alle
diese müssen einen Anfang haben, nämlich aus Urmaterien bzw. Elementen
zustande gekommen sein, die aus dem Nichts erschaffen worden sind.
Der Beweis, dass das Weltall aus dem Nichts erschaffen werden kann,
ist, dass das Weltall nachher erschaffen worden ist. Wir sehen, dass
alles erschaffen wird, während es nicht da war. Gegenstände werden
vernichtet. Daraus entstehen andere Gegenstände. Nach unserem heutigen
Wissen in der Chemie werden 105 Elementen bei chemischen Reaktionen
nicht vernicht. Nur ihr Aufbau verändert sich. Radioaktive Vorgänge
haben bewiesen, dass Elemente und sogar Atome vernicht werden und dass
sich Materie in Energie verwandelt. Einstein, ein deutscher
Atomphysiker hat diese Umwandlung
berechnet und formuliert.
Die ununterbrochenen Veränderungen der Gegenstände können nicht ohne
Anfang zustande kommen. Man darf nicht sagen, dass es ewig geschehen
ist und ewig geschehen wird. Diese Veränderungen haben einen Anfang.
Das heißt, dass ihr Dasein einen Anfang hat. Sie waren alle nicht da
und wurden nachher erschaffen. Wenn die Urmaterien nicht aus dem
Nichts erschaffen worden wären, und wenn ihr Entstehen auseinander von
Ewigkeit zu Ewigkeit ununterbrochen aufeinander gefolgt wäre, würde
dieses Weltall vernichtet worden sein. Denn damit das Weltall vor
Ewigkeit dasein könnte, müsste die Urmaterien, aus denen das Weltall
entstanden sei, vor dem Weltall dasein. Damit das danach Kommende
dasein kann, muss das Vorige früher dasein. Wenn das Vorige da ist,
wird das danach Kommende nicht dasein. Vor der Ewigkeit heißt ohne
Anfang. Wenn das erste Wesen nicht da ist, können die danach kommenden
Wesen nicht dasein. Dem nach müssen alle Wesen nicht existieren. Damit
ein Wesen dasein kann, muss das vorige Wesen, aus dem das danach
kommende Wesen entsteht, früher existieren. Aber die Reihe zwischen
dem Vorigen und dem danach
Kommenden kann nicht unendlich sein. Sonst würden sie alle nicht
dasein.
Dass die Schöpfung augenblicklich besteht, heißt, dass sie nicht ewig,
sondern erschaffen ist. Man muss daran glauben, dass die Schöpfung aus
dem Nichts erschaffen worden ist.
Das Wesen ist zwei. Das eine ist das mögliche Wesen, das nachher
erschaffen worden ist. Das zweite ist das unentbehrliche
Wesen, das ewig vorhanden ist. Wenn das Wesen nur aus dem möglichen
Wesen bestehen würde, würde nichts vorhanden gewesen sein. Denn das
Zustandekommen eines Dinges ist eine Veränderung. Damit eine
Veränderung bei jedem Körper vorkommt, muss nach unserem Wissen eine
äußerliche Kraft, die zuvor vorhanden ist, auf den
betreffenden Körper wirken. Daher kann das mögliche Wesen nicht von
selbst zustande kommen und bestehen. Wenn keine Kraft auf das mögliche
Wesen gewirkt hätte, würde es nicht vorhanden gewesen sein. Wenn ein
Wesen nicht von selbst vorhanden sein kann, kann es auch andere
mögliche Wesen nicht zustande bringen. Das Wesen, das das
mögliche Wesen erschafft, muss das unentbehrliche Wesen sein. Dass die
Schöpfung besteht, zeigt, dass es einen Schöpfer gibt, der sie
erschaffen hat. So wird verständlich, dass ALLAH, der Erhaben, allein
der einzige Schöpfer ist, der nicht gezeugt bzw. nicht erschaffen und
ewig ist.
Man muss glauben, dass ALLAH, der Erhabene, das unentbehrliche Wesen
und der einzige Schöpfer ist, der alle Wesen erschaffen hat. Man muss
unbedingt glauben, dass allein ALLAH, der Erhabene, alles im Dies und
Jenseits ohne Materie, alle Atome, Moleküle, Elemente,
Zusammengesetzte und organische Stoffe, Zellen, das Leben und den Tod,
jedes Ereignis und jede Reaktion, jede Art von Kraft und Energie, alle
Naturgesetze und Vorfälle, alle Seelen und Engel, alle Leblose und
Lebendige aus dem Nichts erschaffen hat und schützt, damit sie
bestehen können. Wie ER alles augenblicklich aus dem Nichts erschaffen
hat, so erschafft ER ständig Wesen voneinander. Am Tage des
Weltuntergangs wird ER alles augenblicklich wieder vernichten. ER ist
der einzige Schöpfer, Herrscher und Schützer aller Wesen. Man muss
glauben, dass ER keinen Herrscher bzw. Vorgesetzten hat. Alle
Erhabenheit und alle vollkommene Eigenschaften gehört IHM. ER hat
keine Fehler und keine Fehleigenschaften. ER tut, was ER will. ER tut
nichts damit SEIN Tun SICH SELBST oder einem anderen nützlich wird. ER
tut nichts als Erwiderung. Es gibt jedoch unerforschliche Ratschlüsse,
Vorteile, Güte und Gaben bei jedem Tun von IHM. ER ist ewig. ER war
nämlich immer da. Das unentbehrliche Wesen
(Wâdschib-ül-wüdschûd) heißt, dass das Wesen ewig und nicht erschaffen
ist. Wenn ER kein unentbehrliches Wesen wäre, müsste ER erschaffen
werden. Das ist Widerspruch. Hudâ heißt im Persischen das Wesen, das
ewig vorhanden ist.
ALLAH, der Erhabene, ist unabhängig von Zeit und Raum. Weil keine
Änderung bei IHM stattfindet, darf man nicht denken, dass ALLAH, der
Erhabene, in Vergangenheit anders bzw. in Zukunft veränderlich ist.
ALLAH, der Erhabene, ereignet sich in und vereinigt sich mit keinem
Wesen. ALLAH, der Erhabene, hat keinen Gegensatz, keinen Partner,
keinen Helfer, keinen Schützer und ist ohne gleichen. ER hat keine
Mutter, keinen Vater, keinen Sohn, keine Tochter, keine Frau. Überall
und immer umfasst ER alle Dinge. ER ist jedem Menschen näher als seine
Schlagader. ER ist überall anwesend und umfasst alle Dinge. Diese
Anwesenheit und Umfassung sind jedoch nicht so, wie wir es verstehen.
SEINE Nähe kann durch die Vernunft der Gelehrten, durch die
Intelligenz der Wissenschaftler und durch die Erleuchtung der Heiligen
nicht begriffen werden. Die Vernunft bzw. der Verstand kann deren
Angelegenheiten nicht verstehen. ALLAH, der Erhabene, ist mit SEINEN
Eigenschaften einzig. ER SELBST und SEINE Eigenschaften ändern sich
nicht.
Im Weltall besteht eine wunderbare Ordnung. Man findet während den
naturwissenschaftlichen Forschungen unter den Geschöpfen im Weltall
immer neue Beziehungen. Der Wesen, das diese Ordnungen erschaffen hat,
muss lebendig und unsterblich, allwissend, allmächtig, willkürlich,
hörend, sehend, sprechend und schöpferisch sein. Denn Sterblichkeit,
Unwissenheit, Machtlässigkeit, Gezwungensein, Taubheit und Stummheit
sind Mängel. Es ist unmöglich, dass der
Schöpfer, der das Weltall ordnungsmäßig erschaffen hat, solche Mängel
besitzt.
Alle Wesen, von Atomen bis zu den Sternen, sind genauen Berechnungen
und Naturgesetzen gemäß erschaffen worden. Die Ordnung, die durch
Physik, Chemie, Astronomie und Biologie entdeckt worden ist, ist
wunderbar. Selbst musste Darwin gestehen, als er an das Sehvermögen
des Augens dachte: "Es geht über meinen Verstand!" Kann ALLAH, der
Allmächtige, der alle Gesetze und die genauen Berechnungen, die man in
Naturwissenschaften studiert, erschaffen hat,
fehlbare Eigenschaften besitzen?
Wir sehen vollkommen Eigenschaften auch bei Geschöpfen. ER hat diese
Eigenschaffen bei SEINEN Geschöpfen erschaffen. Wie könnte ER diese
Eigenschaften bei SEINEN Geschöpfen erschaffen, wenn ER diese nicht
hätte. Sonst würden SEINE Geschöpfe vorzüglicher sein als ER SELBST.
Der Schöpfer, der die Welten erschaffen hat, muss alle vollkommenen,
aber keine fehlbare Eigenschaften haben. Denn wer
fehlbar ist, kann kein Schöpfer, Hudâ, sein.
Sowohl vernünftige Beweise, als auch heilige Verse im heiligen Koran
und heilige Mitteilungen des heiligen Propheten zeigen deutlich, dass
ALLAH, der Erhabene, vollkommene Eigenschaften besitzt. Man darf
keinen Zweifel darüber hegen. Im Zweifel darüber sein führt zum
Unglauben. Die oben erwähnten Eigenschaften heißen ständige
Eigenschaften. ALLAH, der Erhabene, hat nämlich acht ständige
Eigenschaften. Es entsteht keine Fehler bzw. keine Verwirrung und
keine Änderung bei SEINEM Wesen und SEINEN Eigenschaften und bei
SEINEM Tun.]
Wir haben bereits erwähnt, dass im heiligen Koran viele heilige Verse
stehen, die mitteilen, dass ALLAH, der Erhabene, in Person und in
SEINEN Eigenschaften und bei SEINEM Tun einzig ist. Im ersten heiligen
Vers der Sure Ihlas (Die Öffnende) heißt es sinngemäß: Lob sei ALLAH,
dem Schöpfer aller Welten. Der 163. heilige Vers der Sure Bekara
(Die Kuh) lautet dem Sinn nach: Und euer Gott ist ALLAH, der einzige
Gott; es gibt keinen Gott außer IHM, dem Erbarmer, dem Barmherzigen.
Es gibt viele ähnliche Mitteilungen im heiligen Koran.
Nach den Lexikologen haben die Wörter "Einziger" und "Alleiniger" die
gleiche Bedeutung. Aber wenn man es eingehender untersucht, sieht man,
dass diese Wörter unterschiedlich verwendet werden. Denn mit dem Wort
"Einziger" meint man im allgemeinen "Alleiniger". Das Wort "Einheit"
ist der Gegensatz des Wortes Mehrheit. Das Wesen, das einzig ist, ist
frei von Gegensätzen und Gemeinsamkeiten. Das einzige Wesen ist kein
zusammengesetztes Wesen. Es ist unabhängig von Farben, Mengen und
dergleichen. Das einzige Wesen ist ohnegleichen. Das einzige Wesen hat
keine Ähnlichkeit mit materiellen bzw. geistigen Wesen, die teilbar
oder unteilbar sind. Wer Einziger ist, ist ohnegleichen und ER ist
ALLAH, der Erhabene. [Ein anderer Unterschied zwischen Alleiniger und
Einziger ist, dass der Begriff Einziger den Begriff Alleiniger
umfassen kann. Wer Einziger ist, ist zugleich Alleiniger. Aber ein
Alleiniger ist nicht immer ein Einziger.]
ALLAH, der Erhabene, ist barmherzig mit SEINEN Dienern. Der 30.
heilige Vers der Sure Âl-i imrân (Das Haus Imrân) besagt sinngemäß:
Sprich: "So ihr ALLAH liebet, so folget mir. Lieben wird euch ALLAH
und wird euch eure Sünden verzeihen, denn ALLAH ist verzeihend und
barmherzig." [Der heilige Prophet teilte mit: Denkt an die Geschöpfe
ALLAHs, des Erhabenen und nicht an SEIN Wesen. Denn ihr könnt SEIN
Wesen nicht begreifen. Kein Geschöpf kann
seinen Schöpfer begreifen. Mit einer anderen heiligen Hadith sagte der
heilige Prophet, Friede sei mit Ihm: ALLAH, der Erhabene, ist über
alle Vorstellungen erhaben.]
Und was sagt Ihr dazu ? Ich bin echt beeindruckt.
dirarx